ARD startet Doku-Reihe Pop-Legenden Amy Winehouse - von Angst zerfressen

Berlin · Die ARD startet die neue Reihe "Pop-Legenden" mit einem Porträt der britischen Sängerin.

Ihr früher Tod kam plötzlich, schrecklicherweise aber nicht überraschend. Millionen Menschen verfolgten über Jahre die immer schlimmeren Drogenexzesse der Sängerin Amy Winehouse. Sie wurde nur 27. Bald steht ihr zweiter Todestag an. Die ARD nimmt dies zum Anlass, mit Winehouse ihre neue Dokumentationsreihe "Pop-Legenden" zu beginnen. Die Sendung am Mittwoch (22.45 Uhr) im "Ersten" präsentiert teils nie gezeigtes Archivmaterial und exklusive Interviews mit ihrer besten Freundin, ihrem Manager, ihrem Produzenten und ihren Eltern.

"Es war wie ein Alptraum im Paradies", sagt die beste Freundin von Amys Winehouse über einen Urlaub zwischen zwei Abstürzen und umreißt zugleich die Höllenfahrt einer weltweit gefeierten und doch einsamen Künstlerin. Andreas Kanonenberg zeichnet das Leben der Sängerin nach.

Mit 16 hörte sie sich an wie eine 50-Jährige

Alte Sixties-Soul-Platten von schwarzen Diven wie Ella Fitzgerald und Aretha Franklin prägen schon in frühester Kindheit den Sound, mit dem Winehouse als Teenager auffällt. "Wie kann ein 16-jähriges Mädchen sich anhören wie eine 50-Jährige?", fragte sich verdutzt der Chef des britischen Jugend-Jazzorchesters nach dem Vorsingen der Außenseiterin. Da war sie von der Schule geflogen, weil sie nichts anderes interessierte als Singen. "Ich möchte Gesangsunterricht haben und nicht immer von meinen Lehrern hören, dass ich meine Klappe halten soll", steht in krakeliger Schrift in einer Bewerbung.

Und dann werden Träume wahr. Ihr erstes Album "Frank" begeistert die Kritiker. Doch die privaten Probleme verschärfen sich: "Amy fühlte sich nicht wohl vor großem Publikum, das wurde ihr oft als Arroganz ausgelegt", erinnert sich ihr Manager. "Dabei hatte sie wirklich Angst." Die junge Jazzsängerin beruhigt sich mit Alkohol.
Ihre Abstürze mit ihrem heroinsüchtigen Partner Blake Fielder-Civil werden immer exzessiver, schließlich kommt es zur ersten Trennung.

Abgrundtiefe Depressionen

Das Album "Back to Black" macht Amy Winehouse zum Weltstar. Mit Liedern wie "Rehab", der ersten Singleauskopplung aus "Back To Black", und "Love Is A Losing Game" verarbeitet Winehouse das Trauma ihrer gescheiterten Beziehung und ihrer Drogenprobleme. Das Album ist künstlerisch brillant, aber auch Ausdruck von Amys abgrundtiefen Depressionen und ihres seelischen und körperlichen Verfalls. Mit dem Erfolg taucht auch Blake wieder auf. Doch dieses Mal bleibt es nicht beim Alkohol. Amy folgt ihm in die Heroin- und Kokainsucht.

"Je bedrückter sie wurde, desto mehr ließ sie sich tätowieren, gleichzeitig magerte sie ab", erinnert sich ein Musikkritiker an seine Eindrücke. Paparazzi verfolgen jeden Schritt und Fehltritt. Das Comeback mit einer Europatournee misslingt. In Belgrad taumelt der einstige Shooting Star Winehouse lallend über die Bühne. Als sie wenige Monate später tot in ihrer Wohnung gefunden wird, hat sie mehr als vier Promille im Blut. Aus der Distanz betrachtet ist es verstörend, wie obszön nah die Öffentlichkeit den Niedergang dieser Ausnahme-Künstlerin verfolgte, ohne dass jemand ihr half.

Kanonenbergs SWR-Film ist eine gelungene Chronik dieser Ereignisse.

(dpa)
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