Mittwochsfilm im Ersten „Alles Isy“ - Starker Film zum Tabuthema Vergewaltigung

Berlin · Täter und Opfer kennen sich oft schon lange. Und häufig wird die Gewalttat nicht angezeigt. Das Erste zeigt mit „Alles Isy“ einen brisanten Film um eine Vergewaltigung unter Schulfreunden.

 Szene aus „Alles Isy“ mit den Hauptdarstellern Milena Tscharntke und Michelangelo Fortuzzi.

Szene aus „Alles Isy“ mit den Hauptdarstellern Milena Tscharntke und Michelangelo Fortuzzi.

Foto: dpa/Jana Lämmerer

Nach dieser Nacht ist nichts mehr wie zuvor. Die Schülerin Isy wird bei einer Party vergewaltigt – von ihren Mitschülern. Das Filmdrama „Alles Isy“ greift ein Problem auf, das selten öffentlich thematisiert wird: sexuelle Gewalt unter Jugendlichen. Das Erste zeigt den Film von Mark Monheim und Max Eipp am Mittwoch (5. September) um 20.15 Uhr. Die sensible Auseinandersetzung mit einem Tabuthema punktet mit einem spannenden, realistischen Plot und hervorragenden Schauspielern.

Der 16-jährige Jonas (Michelangelo Fortuzzi) ist verliebt – ausgerechnet in seine beste Freundin Isy (Milena Tscharntke). Das Mädchen hat aber nur Augen für den älteren Tim. Der frustrierte Jonas betrinkt sich und nimmt zusammen mit seinen Freunden Drogen. Als Isys Schwarm Tim auf der Party mit seiner Ex-Freundin knutscht, ist sie außer sich und versucht, ihren Liebeskummer ebenfalls mit Drogen zu betäuben.

Die Feier in einem gutbürgerlichen Viertel Berlins läuft auch sonst aus dem Ruder. Jemand hat einen Hinweis auf die Party auf Facebook gepostet, immer mehr unbekannte Leute tauchen auf. Als Isy von den Drogen komplett benebelt und weggetreten ist, wird sie von Jonas und zwei anderen Klassenkameraden vergewaltigt. Isy fühlt sich am nächsten Morgen schlecht, weiß aber nicht so richtig, was passiert ist. „Ich habe irgendwie das Gefühl, dass ich einen Autounfall hatte, an den ich mich nicht mehr erinnern kann“, sagt sie zu ihrer Freundin Nora (Runa Greiner). Die weiß von der Tat. Aber sie schweigt, weil sie eigenen Ziele verfolgt.

Isy weiß nicht mehr weiter und vertraut sich ihrer alleinerziehenden Mutter Bea (Claudia Mehnert, „Weissensee“) an, die das Mädchen zum Frauenarzt, zu einer Beratungsstelle für Opfer sexueller Gewalt und zur Gewaltschutzambulanz begleitet. „Vielleicht hat mich auch einer gefilmt und ich bin jetzt ein Sex-Freak im Internet. Dann kann ich mich gleich umbringen“, sagt Isy panisch. Auch Jonas ist verzweifelt. „Ich kann das nicht einfach so vergessen“, sagt er zu seinem abgebrühten Freund und Mittäter Lenny (Ludwig Simon). Schließlich schafft es Jonas, seiner Mutter Carola (Claudia Michelsen, „Ku'damm 59“) von dem Vorfall zu erzählen.

Die 22-jährige Milena Tscharntke („Bruder vor Luder“) und der 17-jährige Michelangelo Fortuzzi („Druck“) bewältigen ihre schwierigen Rollen mit Bravour. Ihre ambivalenten Figuren schwanken zwischen neugieriger Lebenslust, existenzieller Verunsicherung und tragischer Opfer-Täter-Beziehung. Der Film zeigt auch die Schwierigkeiten, die es nicht nur in Extrem-Situationen bei der Verständigung zwischen Jugendlichen und Erwachsenen gibt - zu unterschiedlich scheinen die Lebenswelten, in denen sie sich bewegen.

Als Jonas' Vater Richard (Hans Löw, „Kästner und der kleine Dienstag“) von der Vergewaltigung erfährt, rastet er aus. Er fürchtet um seine Karriere als Staatsanwalt und will verhindern, dass Isys Mutter Bea zur Polizei geht. „Glaubst du, ich schmeiß' mein ganzes Leben weg wegen deiner Blödheit“, brüllt er seinen Sohn an. Mutter Carola fragt sich, was sie falsch gemacht hat bei der Erziehung von Jonas.

Die Tat und ihre Folgen stürzt die Beziehung der Eltern in eine Krise - zumal die Familien von Jonas und Isy eng verbunden sind und plötzlich das belastende Geheimnis die Freundschaft fast unmöglich macht. Eine Mischung aus Scham und Wut, Hilflosigkeit und Egoismus macht es Jonas' Eltern unmöglich, mit der Schuld ihres Sohnes umzugehen. Am Ende sind es die Jugendlichen selbst, die Entscheidungen treffen. Die RBB-Produktion „Alles Isy“ ist ein Film, dem viele, auch junge Zuschauer zu wünschen sind.

„Alles Isy“, Das Erste, 20.15 Uhr

(dpa)
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