54. Goldene Kamera Umweltaktivistin Greta Thunberg redet Promis ins Gewissen

Die schwedische Umweltaktivistin Greta Thunberg hat bei der Goldenen Kamera einen flammenden Appell für die Rettung des Weltklimas gehalten. Sie erhielt einen Sonderpreis. Wer noch gewonnen hat.

 Greta Thunberg sprach bei ihrer Dankesrede den Promis ins Gewissen.

Greta Thunberg sprach bei ihrer Dankesrede den Promis ins Gewissen.

Foto: AFP/HANNIBAL HANSCHKE

Die schwedische Schülerin Greta Thunberg redet Promis ins Gewissen, Schauspielerin Vanessa Redgrave lobt die Kanzlerin und plötzlich taucht noch Thomas Gottschalk auf: In Berlin ist die Goldene Kamera verliehen worden. Rund 1200 Gäste feierten am Samstagabend im stillgelegten Tempelhofer Flughafen.

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Im Mittelpunkt des Abends? Stand vor allem der Klimawandel. Zum Beispiel, als Pianist Lang Lang und Sängerin Katie Melua gemeinsam das Lied „What a wonderful World“ spielten. Im Hintergrund sah man Videobilder von Adlern, Löwen, Eisbergen. Oder auch, als Klimaaktivistin Thunberg mit einer Goldenen Kamera geehrt wurde.

Die 16-Jährige stand in Turnschuhen auf der Bühne und widmete den Preis auch den Menschen, die sich für den Hambacher Forst einsetzten. Seit Monaten protestiert Thunberg immer freitags für einen beherzteren Kampf gegen den Klimawandel, Tausende Schüler sind ihr schon gefolgt und haben die Schule geschwänzt.

Thunberg habe die Menschen aufgerüttelt, sagte Laudator Michael „Bully“ Herbig in der ZDF-Show. Die junge Schwedin nutzte die Verleihung für ihre Botschaft. Berühmtheiten würden als Götter angesehen und könnten ihre Stimme nutzen, um die Leute wach zu rütteln. „Wir stehen jetzt an einem Scheideweg unserer Geschichte.“

Es sei eine komische Welt, in der Kinder ihre Ausbildung opfern müssten, um gegen die Zerstörung ihrer Zukunft zu protestieren, sagte Thunberg. Und in der sich Stars nicht für Umwelt- und Klimaschutz engagierten, weil sie „dann nicht mehr um die Welt fliegen könnten, um ihre Lieblingsrestaurants, Strände und Yogaseminare zu besuchen“.

Für Thunberg gab es an dem Abend viel Applaus. Auf dem pinken Teppich erschienen Schauspieler, Musiker und auch der österreichische Künstler Tom Neuwirth, bisher bekannt als Conchita Wurst. Zuletzt nannte er sich „Wurst“. In Berlin erschien er mit dicker Metallkette und schwarzer Corsage.

Die Bühne erinnerte etwas an den Art-Deco-Stil aus den 1920ern. Als die Band Pur auftrat, kam man als Zuschauer kurz ins Stutzen: Ist das nicht...? Hinten sang Moderator Thomas Gottschalk mit. Der 68-Jährige löste eine alte Wettschuld aus seiner früheren TV-Sendung „Wetten, dass...?“ ein, wie Moderator Steven Gätjen sagte.

„Ich habe 18 Jahre lang kein Auge zugetan wegen dieser verlorenen Wette“, scherzte Gottschalk. Pur-Sänger Hartmut Engler wirkte überrascht. Die Band habe nicht geglaubt, dass sich der Auftritt noch ergebe. Darauf Gottschalk: „Du, es gibt Dinge, mit denen rechnet man nicht, und die passieren trotzdem.“

Gottschalk hatte erst vor Kurzem bekanntgegeben, dass er sich nach 47 gemeinsamen Jahren von seiner Ehefrau Thea getrennt hat. Bei der Goldenen Kamera erzählte er noch kurz davon, wie es dazu kam, dass 2020 nochmal eine Folge „Wetten, dass...?“ geplant ist. Das ZDF habe angerufen und da hätten sie gesagt, „einmal machen wir's noch“.

An dem Abend traten auch die Band Westlife und der Sänger George Ezra („Shotgun“) auf. Ausgerichtet wurde die Goldene Kamera von der Funke Mediengruppe. Eine Jury entschied über viele der Preisträger.

Ausgezeichnet wurden zum Beispiel die Schauspieler Albrecht Schuch und Anna Schudt. Sie versprach ihrem Vater: „Das nächste Mal spiele ich wirklich was Lustiges, Papi.“ Schudt wurde für ihre Rolle im ZDF-Familiendrama „Aufbruch in die Freiheit“ geehrt, der auch als bester TV-Film ausgezeichnet wurde. Die Krimiserie „Der Pass“ gewann eine Goldene Kamera als beste Fernsehserie.

Moderator Kai Pflaume bekam eine Überraschungs-Kamera für „Zeig mir dein Leben“ als beste Doku-Reihe. Wenn er das gewusst hätte, wäre er früher ins Bett gegangen, sagte Pflaume. Der Dokumentarfilmer Stephan Lamby wurde für seine Reportage „Im Labyrinth der Macht - Protokoll einer Regierungsbildung“ ausgezeichnet.

Zum Schluss wurde es nochmal emotional. Die Schauspielerin Judy Winter schickte Genesungswünsche an die britische Schauspielerin Vanessa Redgrave, die für ihr Lebenswerk geehrt wurde, wegen eines Unfalls aber nicht kommen konnte. Redgrave meldet sich mit Blessuren im Gesicht in einer Videobotschaft zu Wort. Sie bedankte sich für Ehrung und wollte die Gelegenheit auch nutzen, um Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zu danken. „Viel Glück für Sie, Frau Merkel.“

(lukra/dpa)
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