Jahrelange Ermittlung Fall Peggy: Polizei vernimmt 41-Jährigen

Lichtenberg · 2001 verschwand die neunjährige Peggy aus Lichtenberg, vor zwei Jahren wurden ihre sterblichen Überreste in einem Wald gefunden. Nun gab es Durchsuchungen bei einem Mann, dessen Name bei den Ermittlungen schon häufiger fiel.

 Auf dem Friedhof in Nordhalben nahe Peggys Wohnort Lichtenberg erinnert ein Gedenkstein an die tote Neunjährige. Das eingravierte Datum markiert den Tag ihres Verschwindens.

Auf dem Friedhof in Nordhalben nahe Peggys Wohnort Lichtenberg erinnert ein Gedenkstein an die tote Neunjährige. Das eingravierte Datum markiert den Tag ihres Verschwindens.

Foto: dpa/dpa, ebe rf sup

(dpa) Im Fall des toten Mädchens Peggy aus Oberfranken hat die Polizei mehrere Anwesen eines 41 Jahre alten Beschuldigten durchsucht. Der Mann sei bereits früher zum „relevanten Personenkreis“ im Zusammenhang mit dem Verschwinden von Peggy gezählt worden, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit.

Nun sei er wieder in den Fokus der Ermittler gerückt, weil inzwischen Untersuchungsergebnisse zu Spuren vom Fundort von Peggys Knochen vorliegen und frühere Erkenntnisse neu bewertet wurden. Der 41-Jährige sei vernommen und danach wieder entlassen worden.Zum Inhalt der Aussage können wegen der andauernden Ermittlungen keine Angaben gemacht werden, hieß es. Die Durchsuchungen im oberfränkischen Lichtenberg (Landkreis Hof) und im rund 50 Kilometer entfernten Marktleuthen (Landkreis Wunsiedel) fanden bereits am Mittwoch statt.

Peggys Schicksal zählt zu den rätselhaftesten Vermisstenfällen in Deutschland. Am 7. Mai 2001 war die damals Neunjährige auf dem Heimweg von der Schule spurlos verschwunden. Gut 15 Jahre später fand ein Pilzsammler Anfang Juli 2016 Teile ihres Skeletts in einem Waldstück bei Rodacherbrunn in Thüringen – knapp 20 Kilometer von Peggys Heimatort Lichtenberg entfernt.

Der Polizei zufolge hätten sich Verdachtsmomente gegen den beschuldigten 41-Jährigen ergeben, nachdem die wissenschaftlichen Untersuchungen zu den am Knochen-Fundort gefundenen Spuren bewertet und mit Erkenntnissen aus den Ermittlungsakten abgeglichen wurden. Weitere Ermittlungsschritte hätten diese Verdachtsmomente untermauert.

Nach Informationen der „Neuen Presse Coburg“ wurde der 41-Jährige im Laufe der Ermittlungen bereits zuvor mehrmals vernommen. Auch sein Haus soll bereits früher von der Polizei untersucht worden sein. Ein Sprecher der Ermittler wollte sich dazu nicht äußern und berief sich auf den Persönlichkeitsschutz des Mannes.

Die Ermittler haben den Fall bis heute nicht gelöst. Sie hatten im Laufe der Jahre aber schon mehrere Verdächtige im Visier. Darunter auch einen geistig Behinderten, den ein Gericht 2004 als Mörder von Peggy verurteilte. Zehn Jahre später wurde er aber in einem aufsehenerregenden Wiederaufnahmeverfahren freigesprochen.

Am Fundort von Peggys Skelett hatten die Ermittler 2016 zudem DNA des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt entdeckt. Später stellte sich jedoch heraus, dass eine Verunreinigung eines Geräts der Spurensicherung der Grund dafür war. Eine Täterschaft des NSU-Mitglieds ist nach Angaben der Ermittler auszuschließen. Allerdings war Peggys Tod deshalb auch Thema im NSU-Prozess vor dem Münchner Oberlandesgericht. Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe bestritt dort, etwas über die getötete Peggy gewusst zu haben.

Im vergangenen Jahr hatte sich eine Gruppe von Bürgern aus Lichtenberg mit einem „Hilferuf“ an die Öffentlichkeit gewandt. Darin warfen die elf Unterzeichner den Ermittlungsbehörden gravierende Fehler und Schlamperei vor. Sie sprachen von einem „Polizei- und Justizskandal“ und einseitigen Ermittlungen. Beispielsweise seien viele Hinweise aus der Bevölkerung ignoriert worden und Zeugenaussagen aus den Akten verschwunden. Unter den Unterzeichnern sind Lichtenbergs Bürgermeister Holger Knüppel und mehrere Stadträte. Der Leitende Oberstaatsanwalt Herbert Potzel wies die Vorwürfe zurück.

(dpa)
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