Vertrautes Gotteshaus für Totenmesse "Es ist sein Heimatdom"

Speyer (rpo). Zu Klängen von Verdi, Mendelssohn und Haydn wird Helmut Kohl an diesem Mittwoch im Speyerer Dom Abschied von seiner Frau Hannelore nehmen.

Der 71-Jährige hat damit für die Totenmesse ein Gotteshaus gewählt, das ihm seit langem vertraut ist. Hinter den Mauern des Domes suchte der junge Helmut Kohl im Zweiten Weltkrieg Schutz vor Fliegerangriffen, später zeigte der Politiker Kohl prominenten Staatsgästen stolz die knapp 1000 Jahre alte Kathedrale. "Er hat eine besondere Beziehung zum Dom", sagt der Speyerer Domdekan Hugo Büchler. "Er sagt immer, dass es sein Dom ist, sein Heimatdom."

Dabei war die Wahl der Familie Kohl zunächst auf einen anderen Ort gefallen. Ursprünglich habe man die Totenmesse "sehr schlicht" in der St. Josefskirche in Ludwigshafen-Friesenheim feiern wollen, berichtet Monsignore Erich Ramstetter, ein enger Vertrauter des Altkanzlers. In dieser Kirche hatte sich das Paar vor 41 Jahren das Ja-Wort gegeben. "Dann haben wir gemerkt, dass die Anteilnahme so riesig ist, dass sie nicht beherrschbar ist und wir ausweichen müssen." Das Naheliegendste sei der Dom gewesen, weil Kohl dazu "die tiefste Beziehung" habe, sagt Ramstetter, der die Totenmesse halten wird.

Kohl ist nicht nur von der Architektur des salischen Kaiserdomes beeindruckt, dessen Bau um 1030 von Konrad II. in Auftrag gegeben worden war. Das Gotteshaus mit der Grablege mehrerer mittelalterlicher Kaisergeschlechter ist für den Historiker Kohl auch ein Symbol für Deutschland und seine wechselvolle Vergangenheit. Kohl selbst sagte am 2. Juli 1999 in der Dom-Krypta, wer sich den Sinn für das Wesentliche bewahrt habe, der spüre im Dom den "Atem der Geschichte".

Für den Dom zeigte Kohl selbst viel Engagement. Er ist Vorsitzender des Kuratoriums der "Europäischen Stiftung Kaiserdom zu Speyer", die sich um die Erhaltung des Domes und seiner Kunstwerke kümmern will. Das Kuratorium hat insgesamt mehr als zehn Millionen Mark an Fördermitteln für die Domrestaurierung geworben.

Als Kanzler führte Kohl seine bedeutendsten Staatsgäste in den Dom. 1990 kamen etwa der damalige russische Präsident Michail Gorbatschow und US-Präsident George Bush. Insgesamt geleitete Kohl nach Angaben des Bistums 14 Staatsoberhäupter und Regierungschefs sowie König Juan Carlos von Spanien durch das romanische Bauwerk. Der Besuch des spanischen Königs am 17. Juli 1997 markiert das Ende der Besuche unter Kohls Führung. Seine Frau Hannelore hatte damals mit ihm und dem spanischen Königspaar in der Kirchenbank Platz genommen.

(RPO Archiv)
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