Schauspieler Leonard Nimoy ist tot Mr. Spock - zurück zu den Sternen

Leonard Nimoy, bekannt für seine Darstellung des Mr. Spock, ist gestern im Alter von 83 Jahren verstorben. Er erlag einer Lungenkrankheit. Erinnerungen an einen Mann, der mit minimaler Mimik zur Kultfigur wurde.

Mr. Spock: Bilder aus dem Leben von Leonard Nimoy
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Bilder aus dem Leben von Leonard Nimoy

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Es kommt nicht oft vor, dass ich bei einem Film einen Kloß im Hals habe. Aber zu sehen, wie Mr. Spock im zweiten Teil der Star-Trek-Saga mit letzter Kraft mit seinem Freund Captain Kirk spricht - das war so ein Moment. "Ich war und werde es immer sein. Ihr Freund. Leben Sie lange, in Frieden". Und so wie es Captain Kirk nicht fassen konnte, dass Spock gestorben ist, so konnten es die Trekkies, wie die Fans der Fernseh- und Kinoserie genannt werden, nicht fassen. Auch ich nicht. Schon im folgenden Kinofilm aber wurde mit einigen Kniffen Spock zurück ins Leben geholt - ohne ihn wäre das Raumschiff Enterprise eben nicht das gewesen, wofür die Fans es lieben.

Photo: nerdology: RIP Leonard Nimoy. The NY Times is reporting Leonard Nimoy has passed away today of ... http://t.co/ISID5W8oPa

Gestern ist Leonard Nimoy gestorben. Der Schauspieler, der Mr. Spock berühmt gemacht hat. Wieder ist da dieser Kloß im Hals. Es hatte sich abgezeichnet, dass mit dieser Nachricht zu rechnen war. Der am 26. März 1931 geborene Nimoy war vor wenigen Tagen ins Krankenhaus eingeliefert worden, am Ende erlag er einer Lungenkrankheit. Vor 30 Jahren habe er mit dem Rauchen aufgehört, twitterte Nimoy Ende Januar, aber "nicht früh genug", wie er selber schrieb.

Als Jugendlicher begegnete ich Spock zum ersten Mal. Dieser spitzohrige Mann, der seine Emotionen immer völlig unter Kontrolle hatte, war das Gegenteil zum Draufgänger Captain Kirk, der immer einen lockeren Spruch auf den Lippen hatte und auch gerne mal die Fäuste fliegen ließ. Auch Spock konnte zuschlagen, wenn es sein musste, aber meist versuchte er doch, Konflikte mit Logik zu lösen. Und wenn die Menschen wieder mal viel zu emotional reagierten, dann zog Spock seine rechte Augenbraue nach oben. Ein weiterer Kommentar war nicht nötig, jeder wusste, was er in diesem Moment dachte.

Leonard Nimoy ist es zu verdanken, dass Spock trotz seines diabolischen Aussehens zu einer der sympathischsten Figuren im Universum von Star Trek werden konnte. Er beherrschte die Kunst, trotz minimaler Mimik eine durch und durch lebendige und niemals hölzerne Figur zu entwerfen. Wobei er auch anders konnte. Dann und wann gingen auch mit Mr. Spock die Emotionen durch, etwa beim Pon Farr, jener Zeit, in der die Vulkanier sich paaren müssen, um nicht den Verstand zu verlieren. Oder in den Episoden, die in einem Paralleluniversum spielen, mit einem bösartigen Spock. Dann zeigte Nimoy seine ganze mimische Bandbreite.

Nimoy hat nicht nur Mr. Spock verkörpert, auch in anderen Rollen war er im Fernsehen und im Kino zu sehen. Wirklich erinnern kann ich mich daran nicht. Zu fest ist sein Gesicht mit der Rolle des Vulkaniers verknüpft. Er war der einzige, der 1966 im ersten Pilotfilm der Serie und auch in den folgenden Episoden seine Rolle behalten durfte, und selbst im jüngsten Star-Trek-Film hatte er noch einen Gastauftritt. 47 Jahre lang hat er diese Rolle verkörpert, das hat bislang noch kein anderer Darsteller weltweit vollbracht.

"Live Long and Prosper."RIP, Leonard Nimoy. http://t.co/WvA79nBwZF

So auf eine Rolle festgeschrieben zu werden, das ist nicht unbedingt der Traum eines Schauspielers. Doch schon in seiner ersten Autobiografie machte Nimoy deutlich, dass er keineswegs mit seinem vulkanischen Alter Ego haderte. Auch wenn sie den Titel "Ich bin nicht Spock" trug macht er doch deutlich, dass er mit dem Charakter zufrieden war. Jahre später folgte einer weitere Autobiografie. Ihr Titel: "Ich bin Spock".

Zahlreiche Schauspieler bekundeten gestern ihre Bestürzung. George Takei, einst als Hikaru Sulu ebenfalls Crewmitglied der Enterprise, schrieb: "Heute hat die Welt einen großen Mann und ich einen großartigen Freund verloren. Wie bringen dich jetzt zurück zu den Sternen, Leonard." Und Nasa-Astronaut Chris Hadfield gab zu: "Für mich und für Millionen warst Du eine Inspiration."

Neben den spitzen Ohren und den hochgezogenen Brauen gibt es noch ein drittes Markenzeichen, das auch außerhalb der Fangemeinde zu Bekanntheit gelangt ist. Es ist der vulkanische Gruß, bei dem die Finger zwischen Ring- und Mittelfinger gespreizt werden und so ein V formen. Diesen Gruß brachte Nimoy selber mit in die Serie ein. Er erinnert an die jüdischen Wurzeln des Schauspielers, denn er ahmt den im Judentum verbreiteten aaronitischen Seegen nach. "Lebe lange und in Frieden" wird das Originalzitat "Live long and prosper" meist übersetzt, das von den Fans schlicht "llap" abgekürzt wird. Und mit jenem "llap" endet der letzte Tweet von Leonard Nimoy, den er am 30. Januar verschickte. Es scheint gewusst zu haben, dass es sein letzter Gruß sein wird. Llap, Mr. Spock!

Unser Autor Christian Breuer (37) ist seit 23 Jahren Trekkie.

(RP)
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