Köln Entspanntes Essen für Eltern mit Kind

Köln · In Köln hat das erste Familienrestaurant eröffnet, in dem Kinder 600 Quadratmeter Platz zum Spielen haben, während die Eltern bekocht werden. Es ist eine Fortsetzung der vielen Eltern-Cafés, die im ganzen Land boomen.

Ein sechs Meter hoher Kühlschrank zum Klettern, ein überdimensionierter Strohhalm, durch den man hindurch rutschen kann und 600 Quadratmeter Platz zum Toben - klingt nach einem gut ausgestatteten Indoor-Spielplatz, ist aber Teil eines neuen Restaurantkonzeptes, das im Juni in Köln-Junkersdorf umgesetzt wurde. Die Idee: Eltern sitzen gemütlich mit Freunden beim Essen und ihre Kinder können sich in der Zeit auf der Spielfläche beschäftigen. "Die Eltern müssen nicht gleich nach dem Essen nach Hause, weil der Nachwuchs quengelt", erklärt der Geschäftsführer des "The Kidchen", Jochen Berger. Neben dem Spielangebot ist auch die Küche auf die Bedürfnisse der kleinen Gäste eingestellt. Die Preise sind weniger familienfreundlich, der Sonntagsbrunch kostet für Erwachsene 26,80 Euro, für Kinder von eins bis drei Jahren sechs Euro, von drei bis 14 Jahren zwölf Euro. Dafür bereitet ein ehemaliger Sternekoch die Gerichte aus regionalen Zutaten zu. Die Idee kommt an: "An den Wochenenden werden wir überrannt", sagt er.

Die Idee dazu wurde "aus der eigenen Not heraus geboren", wie der Neu-Gastronom erzählt, der eigentlich aus der IT-Branche kommt. Er selbst ist Vater von zwei Kindern, kennt die Blicke, mit denen man oft bedacht wird, besucht man mit dem Nachwuchs ein "normales" Restaurant. In seiner Art bisher einzigartig in NRW, ist das Familienrestaurant aber nur eine logische Weiterdrehe der zahlreichen Mutter-Kind-Cafés, die zurzeit allerorts zu finden sind.

Die Beweggründe, ein solches Café oder Restaurant zu eröffnen, sind immer die gleichen: Der Bedarf ist da. Das sagt auch Yeter Yildiz (38), die in Essen-Rüttenscheid das Eltern-Kind-Café "Anna & Kuckuck" führt. Zusätzlich zum Café gibt es einen integrierten Shop mit Kinderkleidung. Auch sonst ist bei ihr alles auf Erwachsene mit Kind ausgelegt - es gibt eine Spiellandschaft, eine Mikrowelle, in der mitgebrachte Babynahrung warm gemacht werden kann und am Eingang müssen die Straßenschuhe gegen Baumwoll-Slipper getauscht werden, damit der Boden für die Krabbelkinder so sauber wie möglich gehalten wird. Vormittags und nachmittags ist es besonders voll, dann kann man manchmal sein eigenes Wort kaum verstehen. Auch im Kölner Familienrestaurant geht es schon mal lauter zu. "Früher hat man sich zu Hause getroffen und selbst einen Kuchen gebacken, darauf haben die meisten aber keine Lust, weil das mit viel Arbeit verbunden ist", sagt sie. Und die Treffen mit Freundinnen oder die Gemütlichkeit, im Café zu sitzen, möchte keiner aufgeben, nur weil er ein Kind hat, meint die 38-Jährige, die sich so den Boom der Eltern-Kind-Cafés erklärt. Gäste ohne Kinder kämen aber selten. "Meistens nur als Begleitung", sagt Yildiz. Auch Berger sagt: "80 Prozent sind Familien. Die anderen Gäste werden schon ein bisschen abgeschreckt von unserem Konzept, bei dem ja klar die Familien im Fokus stehen."

Die stehen auch im Düsseldorfer "Friedrich Café" von Katja Heuser im Mittelpunkt. Auch sie hat vor einem Jahr einen Laden eröffnet, der auf die Bedürfnisse von Kindern abgestimmt ist. "Die Idee ist lange gereift, ich habe immer überlegt, was ein solches Café haben müsste", erzählt sie. Allerdings gebe es hier auch eine kleine Runde von Stammkunden ohne Kinder, sagt die 43-Jährige. Der Fokus liege aber ganz klar auf den Kleinen. Vom Babytreff über Musik für die Kleinsten bis zur Info über Homöopathie für Kinder, das Angebot ist vielfältig. Wie die meisten, ist auch ihr Laden aus dem eigenen Antrieb entstanden - einen Ort zu schaffen, an dem Eltern in Gesellschaft Gleichgesinnter entspannen können.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort