Düsseldorf Elton John schreibt Buch über Aids

Düsseldorf · Elton John hat ein Buch geschrieben. Es erscheint heute weltweit, und der britische Popstar, dessen Song "Candle In The Wind" die meistverkaufte Single aller Zeiten ist, schildert darin sein Engagement im Kampf gegen Aids. Dieses an Adjektiven reiche Buch ist also keine Autobiografie im klassischen Sinn, vielmehr liest sich "Love Is The Cure" wie eine Lebensbeichte, ein Rechenschaftsbericht, und gegen Ende hört es sich gar an wie das Werbevideo einer Sekte.

Der 65-Jährige beginnt seine Erzählung Mitte der 80er Jahre. "Ich war völlig abhängig von Kokain, Alkohol und schließlich Essen. Das wuchs sich zur Bulimie aus. Abgesehen von der Faulheit machte ich mich jeder einzelnen der sieben Todsünden schuldig." In jener Zeit hört er von Ryan White, einem Jugendlichen aus Indiana. White litt an der Bluter-Krankheit, und bei einer Behandlung im Krankenhaus hatte er sich mit dem HI-Virus infiziert, dem Verursacher von Aids, das viele damals als "Schwulenseuche" verteufelten. White lebte nach der Diagnose noch fünf Jahre, so Elton John – von Nachbarn und Mitschülern gedemütigt.

Elton John nahm sich des Jungen an, er beschreibt diese Phase seines Lebens eindrucksvoll, man ist tatsächlich gerührt. Am Sterbebett des 18-Jährigen beschloss Elton John, der sich bereits in den 70er Jahren zu seiner Homosexualität bekannte, sein Leben zu ändern: "Erst mit Ryans Tod wachte ich auf."

Elton John machte einen Entzug. Er gründete eine Aids-Stiftung. Von diesem Punkt an beschränkt sich Elton John darauf, die Hindernisse im Kampf gegen Aids aufzuzählen – vor allem die institutionellen. Er beschuldigt den Bayer-Konzern, Restbestände eines Blutgerinnungsmittels in Entwicklungsländer verkauft zu haben, obwohl man gewusst habe, "dass jede Charge ein HIV-Risiko barg". Elton John zitiert Zeitungsartikel, er verzichtet auf den Nachweis weiterer Recherche, weil er offenbar meint, dass vermeintliche Tatsachen allein dadurch beglaubigt werden, dass er sie ausspricht. "Ich muss leider sagen, dass im Kampf gegen Aids nur wenige Institutionen hinderlicher waren als die katholische Kirche", schreibt er. Gut weg kommen allein die "wundervolle" Lady Diana und "meine liebe Freundin" Liz Taylor.

Elton John beschließt jedes Kapitel mit naiven Motivations-Sentenzen. "Wenn wir zusammenarbeiten und das Mitgefühl in den Mittelpunkt unserer Bemühungen stellen, ist es möglich, Aids zu besiegen." Und dann spricht er den Leser direkt an: "Bitte helfen Sie mit, dieses Mitgefühl zu verbreiten."

Wer sich durch diese 224 Seiten gemüht hat, sollte sich damit trösten, dass sie gut gemeint sind.

Info Elton John: "Love Is The Cure", Hoffmann & Campe, 224 S., 19,99 Euro.

(RP)
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