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Eltern besuchen Unglückstunnel

Nach dem Busunfall mit 28 Toten in der Schweiz geht die Suche nach der Ursache weiter. Es gibt Spekulationen, der Fahrer sei durch eine DVD abgelenkt gewesen. Der Zustand von drei Kindern ist weiter kritisch. In Belgien gibt es heute eine Schweigeminute, der Papst betet für die Opfer.

siders/Düsseldorf Die Eltern der 22 belgischen Kinder, die bei dem Busunglück im Schweizer Kanton Wallis getötet wurden, haben gestern den Unfalltunnel nahe der Stadt Siders aufgesucht. Einige von ihnen brachten Blumen und schriftliche Botschaften mit. Man werde allen Angehörigen, die dies wünschen, die Möglichkeit geben, den Unglücksort zu besuchen, sagte ein Polizeisprecher. Dafür stünden jederzeit Busse bereit.

Andere Mütter und Väter besuchten die Kapelle auf dem Zentralfriedhof der Kantonshauptstadt Sitten, wo die Leichen der bei dem Unfall am Dienstagabend getöteten Schulkinder aus Belgien und den Niederlanden aufgebahrt sind. Die Eltern werden von Trauma-Spezialisten betreut. Die Ermittler hoffen, dass die Angehörigen bei der Erkennung der Toten helfen können. Von den toten Kindern, die elf bis zwölf Jahre alt waren, und den sechs toten Erwachsenen – die beiden Busfahrer sowie vier Betreuer – konnten inzwischen alle identifiziert werden. Die verunglückte Gruppe mit 52 Kindern und Erwachsenen war auf der Heimfahrt von einem Skiurlaub im Val D'Anniviers gewesen.

Drei der 24 bei dem Unfall verletzte Kinder schweben weiter in Lebensgefahr. Einem weiteren schwer verletzten Kind gehe es "den Umständen entsprechend gut", hieß es. Der deutsche Junge, der im Bus war, überlebte den Unfall. Mehrere Kinder und ihre Familien wurden gestern in die Heimat zurückgebracht.

Die Suche nach der Ursache des Unglücks dauert unterdessen an. Die "Aargauer Zeitung" berichtet, dass einer der Lehrer Sekunden vor dem Unfall mit einer DVD oder CD zum Busfahrer gegangen sein soll. Dies hätten überlebende Kinder berichtet. Ein Polizeisprecher bezeichnete diese Theorie am Abend bei einer Pressekonferenz in dem Unglückstunnel als "eine unter vielen". Eine entsprechende Szene sei auf dem Video der Überwachungskamera aus dem Tunnel nicht zu sehen.

Die Geschäftsführer des belgischen Reiseveranstalters "Top Tours", Tom und Katja Cooremans, sagten, die beiden Fahrer, die für ihr Unternehmen den verunglückten Bus fuhren, hätten die Nacht in einem Hotel verbracht und seien ausgeschlafen gewesen. Nach Angaben von "Top Tours" hatten die beiden ebenfalls bei dem Unfall getöteten Männer die Geburtsjahrgänge 1960 und 1977. Die Polizei hätte dem Unternehmen gesagt, dass Alkohol nicht im Spiel gewesen sei. Weitere Untersuchungen sollen in den nächsten Tagen genauere Erkenntnisse bringen. Experten begutachten derzeit das Buswrack. Die Leiche des Busfahrers wurde für eine Autopsie nach Lausanne gebracht.

Nach bisherigen Ermittlungen fuhr der Bus auf der rechten Seite gegen den Bordstein, wurde gegen die Tunnelwand geschleudert und prallte frontal gegen die Betonwand am Ende einer Nothaltebucht. Die Wand stand in rechtem Winkel zur Fahrbahn. Der Unfallexperte des Internationalen Bustouristik-Verbands, Johannes Hübner, kritisierte, dass nicht überall im Tunnel Leitplanken angebracht waren. Möglicherweise wäre der Unfall dadurch glimpflicher verlaufen. "Zumindest hätte eine doppelte Leitplanke am Anfang und am Ende der Nothaltebucht sein müssen", sagte Hübner. In der Schweiz wird diskutiert, ob die Vorgaben verschärft werden sollen. In Deutschland sind solche Nothaltebuchten mit rechtwinkligen Mauern verboten.

In Belgien beriet die Regierung derweil in einer Sondersitzung, wie die Toten in ihre Heimat überführt werden sollen. Die Särge sollen heute mit einem Transportflugzeug der Armee nach Brüssel gebracht werden. Wegen des schweren Unglücks herrscht heute in Belgien Staatstrauer. Um 11 Uhr gibt es eine Schweigeminute. Die Fahnen werden zum Zeichen der Trauer auf halbmast gesenkt. Der Unfall hat auch international Erschütterung ausgelöst. Papst Benedikt XVI. ließ mitteilen, dass er für die Opfer betet. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der amerikanische Präsident Barack Obama übermittelten Beileidsbekundungen.

(RP)
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