Eine kurze Geschichte des Barts

Jesus von Nazareth trug einen. Der von Karl Marx wuchs kapital. Was auf Clarke Gables Oberlippe spross, war dünn, doch geeignet, das Herz von Scarlett O'Hara in "Vom Winde verweht" zu brechen.

Bärte. Sie begleiten uns durch die Geschichte mit den Männern, die sie geschrieben haben. Haben Haare den Lauf der Dinge mit beeinflusst? Wer weiß? Man stelle sich vor, Kaiser Friedrich der Erste, genannt "Barbarossa", oder die Langobarden wären glatt rasiert gewesen. Abraham Lincoln folgte dem Rat einer Verehrerin, seine hohlen Wangen mit Bart zu bedecken. Prompt wurde er zum 16. US-Präsidenten gewählt.

Bärte kommen und gehen. Einer ging als Bart des Bösen nachhaltig in die Geschichte ein: Der von Adolf Hitler. Beliebt waren Bärte in der Antike bei griechischen Denkern. "Ein Bart macht noch keinen Philosophen", lästerten die Römer darüber. 1043 empörten sich deutsche Geistliche über das aufkommende Scheren der Bärte, eine "schändliche Mode französischer Albernheiten". 1356 wiederum beklagt die Stadt Speyer "Hochfahrt und Übermut" ihrer Bürger und ordnet an, dass "auch kein Mann einen Bart oder Scheitel tragen soll". Bis heute bleibt die Wirkung von Bärten umstritten: Als Markenzeichen der Macht taugen sie wenig. Dafür laufen zu viele Zausel und Spießer damit herum. "Wenn der Bart das Wichtigste wäre, könnten die Ziegen predigen", lehrt ein dänisches Sprichwort. Und was ist von der deutschen Weisheit zu halten: "Ein Kuss ohne Bart ist wie Suppe ohne Salz"? Wenig, solange wir den Verdacht nicht loswerden, dass der Volksmund, aus dem das kam, womöglich einer war, den bloß Barthaare umsäumten.

Martin Bewerunge

(RP)
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