Philippinen: Schicksal der entführten Touristen noch ungewiss Ein Toter bei Schießerei zwischen Rebellen und Armee
Talipao/Philippinen (AP). Nach anhaltenden Gefechten zwischen Armee und Entführern haben sich die Chancen auf ein baldiges Ende des Geiseldramas auf den Philippinen am Dienstag weiter verschlechtert. Die Kidnapper drohten mit der Enthauptung zweier Gefangener, falls sich die Streitkräfte nicht zurückziehen. Etwa 100 Moslemrebellen versuchten nach Militärangaben vergeblich, den Ring der Truppen zu durchbrechen. Bei einem Feuergefecht und anschließenden Kämpfen wurden nach Militärangaben ein Soldat getötet und sechs weitere verletzt. Deutschland und Südafrika riefen die philippinische Regierung auf, das Leben der Geiseln nicht zu gefährden
Über mögliche Verluste den Rebellen lagen zunächst keine Angaben vor. Die Kämpfe dauerten am Abend noch an. Der Anführer Abu Escobar sagte dem örtlichen Rundfunksender DXRZ, die Truppen seien mittlerweile bis auf Sichtweite an die Entführer heran gerückt. Falls die Soldaten nicht abzögen, "werden wir sie überraschen: vielleicht morgen mit zwei Köpfen." Der philippinische Verhandlungsführer Nur Misuari sagte, die Streitkräfte hätten darauf bestanden, dass das Gebiet weiter abgeriegelt bleibe.
Auch die Gefangenen appellierten an die Regierung in Manila, die Truppen abzuziehen, damit die Geiselnehmer Lebensmittel besorgen könnten. Der Franzose Stephane Loisy klagte, die Geiseln würden nur von Reis und Regenwasser leben, da die Entführer das umstellte Lager nicht verlassen könnten. Der Deutsche Werner Wallert warnte vor einem Blutvergießen, falls die Armee an einer militärische Lösung festhalte. Die zehn ausländischen Touristen forderten in Briefen an ihre Botschaften, Druck auf die Regierung in Manila auszuüben, damit diese einer politischen Lösung der Krise zustimme.
Frankreich entsendet ranghohen Diplomaten auf die Philippinen
Frankreich entsandte inzwischen einen ranghohen Diplomaten auf die Philippinen entsandt, der sich in die Gespräche über die Freilassung der 21 von Moslemrebellen entführten Geiseln einschalten soll. Das teilte der französische Außenminister Hubert Vedrine am Dienstag mit. Unter den Geiseln sind neben drei Deutschen auch zwei Franzosen. Den Namen des Diplomaten nannte Vedrine nicht. Er sagte lediglich, es handele sich um einen der kompetentesten Direktoren des Außenministeriums. Er soll Kontakt zu den philippinischen Behörden aufnehmen und die Lage mit den Mitarbeitern der französischen Botschaft in Manila erörtern.
Fischer: Sicherheit der Geiseln hat Priorität
Die Sprecherin von Bundesaußenminister Joschka Fischer, Sabine Sparwasser, erklärte in Berlin, Fischer werde seinem philippinischen Kollegen Domingo Siazon mit viel Nachdruck deutlich machen, dass Sicherheit und Unversehrtheit der Geiseln oberste Priorität haben müssten. Wie das Auswärtige Amt in einer Erklärung mitteilte, empfing Staatssekretär Wolfgang Ischinger auf Weisung Fischers den philippinischen Botschafter Jose Zaide. Ischinger habe dabei erneut das Interesse Berlins an einer friedlichen Lösung des Geiseldramas bekräftigt.
Auch Südafrika rief die philippinische Regierung auf, von überstürzten Aktionen abzusehen, die die Geiseln gefährden könnten. Unter den Verschleppten befindet sich auch ein südafrikanisches Ehepaar. Die übrigen Touristen stammen aus Deutschland, Frankreich, Finnland und Libanon. Sie waren am Ostersonntag von der malaysischen Insel Sipadan entführt und nach Jolo verschleppt worden. Dort wurden sie am Dienstag von Rebellen der separatistischen Organisation Abu Sayyaf festgehalten.
Nach der Erstürmung eines Stützpunktes einer anderen Gruppe der Moslemrebellen von Abu Sayyaf auf der benachbarten Insel Basilan blieb die Suche nach 27 weiteren dort vermuteten Geiseln - unter ihnen zumeist Kinder - erfolglos. Die Rebellen hatten am 20. März 50 Geiseln aus zwei Schulen verschleppt, einige von ihnen aber später wieder freigelassen. In der Provinz Maguindanao kämpften Regierungstruppen unterdessen gegen Mitglieder der größten philippinische Rebellengruppe Islamische Befreiungsfront Moro (MILF).