Ludwigshafen Ein Toter bei Gasexplosion in Ludwigshafen

Ludwigshafen · Eine Detonation hat einen Straßenzug in ein Trümmerfeld verwandelt. Die Stichflamme war kilometerweit zu sehen.

Als eine Explosion gestern Morgen gegen 11.30 Uhr Ludwigshafen am Rhein erschütterte, dachten viele Menschen sofort an den in der Stadt ansässigen Chemiekonzern BASF. Die 40 Meter hohe Stichflamme war in Richtung des Firmengeländes zu verorten, die Vibrationen sowie die Hitze breiteten sich um den Unglücksort aus. Noch in rund 100 Meter Entfernung von der Unglücksstelle platzten Scheiben von Häusern und geparkten Autos. Mehrere Fahrzeuge brannten aus, darunter auch zwei Bagger. Den anrückenden Löschtrupps bot sich ein Bild der Verwüstung, die Straße zum Bahnübergang Oppau/Edigheim glich einem Trümmerfeld. Am Bahnübergang - nur nahe des BASF-Geländes, nicht darauf - hatte ein Bautrupp an einer Hochdruckgasleitung gearbeitet. Warum die Explosion genau ausgelöst wurde, war noch unklar. Ein Bauarbeiter starb, insgesamt 26 Menschen wurden schwer verletzt.

Maike Kaddatz war zwei Minuten vor der Explosion an der Baustelle vorbeigegangen, sie hatte gerade in ihrem Nagelstudio die Tür hinter sich zugemacht. "Auf einmal hat es eine Riesenexplosion gegeben - und eine meterhohe Flamme. Ich habe gedacht, das hört gleich auf, aber es hörte nicht auf", berichtet die 49-Jährige. 20 Minuten lang sei die Flamme gleich groß gewesen, schätzt sie. "Ich konnte die Ladentür nicht aufmachen, es war so eine Hitze." Die Temperaturen brachten das Kunststoffschild mit der Aufschrift "ladylike" über ihrer Tür zum Schmelzen, die großen Schaufensterscheiben sind von tiefen Rissen durchzogen.

Anwohner Thorsten Koch hörte die Detonation zu Hause und machte dann mit seinem Handy Fotos von der Riesenflamme. "Aber nicht lange, es war zu heiß", sagt der 35-Jährige. "Ich hatte Angst um meine Haut." Auch in seiner Wohnung habe er sich nicht mehr sicher gefühlt: Die Hitze habe man sogar hinter dem geschlossenen Fenster gespürt. "Ich habe gedacht, ich bin im Solarium." Aus Angst, sogar in der Wohnung verletzt zu werden, lief er auf die Straße und suchte das Weite - so wie viele andere in der Nachbarschaft auch. "Die Leute sind in Panik gerannt", sagt der 35-Jährige.

Erst nach zweieinhalb Stunden hatte die Feuerwehr die Flammen unter Kontrolle. Der Tote konnte wegen der großen Hitzeentwicklung auch mehrere Stunden nach der Detonation noch nicht geborgen werden. Die Polizei riegelte das Gebiet in einem Umkreis von 300 Metern ab. Das Ausmaß der Schäden ist noch nicht zu beziffern. An einer Häuserreihe in der Nähe fegte die Druckwelle Ziegel hinweg, Bäume blieben als verkohlte Stümpfe zurück. Ein Haus in der Nähe des Unglücksortes geriet in Brand, zahlreiche Gebäude wurden beschädigt, darunter ein Jugendtreff. 25 Wohnungen in einem Mietshaus sind nicht mehr bewohnbar. Rund 150 Rettungskräfte waren im Einsatz.

(dpa/RP)
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