Loveparade: Vermutlich Pillen im Bier Ecstasy-Anschlag auf Gotthilf Fischer?

Hamburg/Stuttgart · Der Leiter und Gründer der "Fischer-Chöre", Gotthilf Fischer, ist bei der Love-Parade in Berlin möglicherweise Opfer eines Drogen-Anschlags geworden. Der 72-Jährige sagte der "Bild"-Zeitung (Freitagausgabe): "Ich habe es immer noch nicht überstanden, sehe überall Blitze."

Der in der Nähe von Stuttgart wohnende Künstler hatte auf der Love-Parade in Berlin vor knapp zwei Wochen Stimmungslieder wie "Hoch auf dem gelben Wagen" zum Besten gegeben. Allerdings gab es in Interviews widersprüchliche Angaben des Chorleiters, ob er sich in einer Klinik hat behandeln lassen oder nicht.

Dem Zeitungsbericht zufolge hat Fischer möglicherweise ein Unbekannter während eines Interviews bei der Love-Parade Drogen in den Bierbecher gemischt. "Da muss mir einer was reingeworfen haben." Sein Gang sei leichter geworden, "als würde ich schweben". Am nächsten Tag sei er nach Linz geflogen, wo er abends im Dom die Friedensmesse dirigieren sollte. "Ich dirigierte wie im Traum. Mein Herz schlug wild, der Schweiß lief mir von der Stirn. Im Hotel sah ich plötzlich bunte Papageien durch das Zimmer fliegen. Alles drehte sich."

Fischer ließ sich dem Bericht zufolge in eine Klinik fahren. "Der Arzt schaute mir in die Augen und sagte: 'Sie haben Ecstasy oder LSD genommen.' Ich glaubte, ich höre nicht richtig. Er behielt mich gleich da, gab mir Beruhigungsmittel", zitierte das "Bild" den Künstler. Fischer war für eine persönliche Stellungnahme nicht zu erreichen.

In einem Hörfunk-Interview stellte der Chorleiter den Vorgang folgendermaßen dar: "Ich habe noch nie und werde auch nie irgendwelche Drogen konsumieren." Vielmehr sei es ihm auf dem Flug von Berlin nach Linz "hundsübel" geworden und er habe während der Generalprobe Schweißausbrüche gehabt. "Ich habe die Veranstaltung aber gut und erfolgreich über die Bühne gebracht und nachher von einem Sanitäter eine Grippe-Tablette bekommen. Danach ging es mir auch gleich wieder gut." In dem Hörfunk-Interview war nach Angaben des Südwestrundfunks keine Rede von einem Besuch einer Klinik.

"Ich bin immer gut drauf"

Fischer führte sein Unwohlsein auf mehrere Faktoren zurück: Stress bei der Love-Parade, wo er bis zwei Uhr morgens für eine Rundfunkreportage tätig gewesen sei und dann nur eineinhalb Stunden geschlafen habe, der Flug und zusätzlich eine leichte Grippe. Für das "maskenhafte Grinsen im Gesicht", wie es in der "Bild"-Zeitung hieß, und seine Hochstimmung während der Love-Parade hatte der Chorleiter in der Popwelle SWR3 folgende Erklärung: "Ich bin immer gut drauf, das macht bei mir die Musik."

Der 72-Jährige machte sich auch einen Reim darauf, warum das Gerücht über den vermeintlichen Drogenkonsum in die Schlagzeilen kam: "Wenn einer von der Love-Parade kommt und es geht ihm nicht gut, kann man sich leicht was zusammenreimen." Der Chorleiter erklärte dem Südwestrundfunk, er wolle sich informieren, woher die ihn diffamierende Geschichte stamme. "Ich weiß nicht", sagte er, "ob mir in Berlin tatsächlich einer was in ein Getränk geschüttet hat und ich kann ja jetzt schlecht Anzeige gegen eine Million Raver erstatten. Ich werde aber untersuchen lassen, was wirklich mit mir los war."

(RPO Archiv/AP)
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