Online-Karten Diese deutsche Straße gibt es nicht - und sie liegt nicht in Bielefeld

Düsseldorf · Für die Autoroute oder um sich nicht zu verlaufen - immer mehr Menschen orientieren sich an Online-Karten. Doch nicht alles, was darauf zu sehen ist, gibt es auch wirklich.

Das sind sogenannte "gefährliche Orte" in NRW
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Das sind sogenannte "gefährliche Orte" in NRW

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Foto: Dieter Wiechmann

Es gibt nur wenig Verwirrenderes, als einen Ort, zu dem man will nicht auf der Online-Karte zu finden. Karten wie Google Maps, Waze oder Bing Maps werben immerhin mit Vollständigkeit und Zuverlässigkeit. Entsprechend abhängig sind die meisten Autofahrer auch von den Navigationssystemen. Nur eine Sache ist noch verwirrender: Wenn plötzlich ein Ort oder eine Straße zu sehen ist, die es eigentlich gar nicht gibt.

Paper Towns und Trap Streets heißen solche Orte, übersetzt Papiertstädte und Fallenstraßen. Gemeint sind Orte, die Kartenanbieter erfunden haben, um Kartenfälschern auf die Schliche zu kommen. Der Trick stammt aus einer Zeit, als es man noch nicht schnell und einfach per Satellitenaufnahme an Kartenmaterial kam. Die Fälscher übernehmen das Kartenmaterial meist ohne jede Straße, jede Stadt oder jeden See zu prüfen - und kopierten somit auch die erfundenen Orte mit. Drei der berühmtesten Beispiele für Paper Towns beziehungsweise Trap Streets:

  • USA: Die berühmteste Papierstadt ist Agloe. Das kleine Stück Land ein paar Autostunden von New York City entfernt, fand sich 1925 auf den Karten von Otto G. Lindberg und Ernest Alpers wieder. Der Name Agloe entstand als Anagramm aus den Initialen der Kartografen und sollte deren Arbeit vor Fälschern schützen. Der Plan ging auf. In den 30er Jahren veröffentlichte Rand McNally eine Karte vom Bundesstaat New York, auf der sich auch Agloe befand. In einem Gerichtsverfahren widersprach er dem Vorwurf allerdings. McNally gab ab, dass es in Agloe bereits einen kleinen Laden den „Agloe General Store“ gab. Vermutlich hatte der Besitzer den Laden nach dem Namen auf der Karte von Lindberg und Alpers benannt. So wurde aus einem fiktiven Örtchen plötzlich ein echtes. Inzwischen ist der General Store wieder verschwunden. Wer im Internet nach Agloe sucht, findet aber zumindest noch digitale Reste der kartografischen Geisterstadt.
  • England: Ein anderes berühmtes Beispiel ist Argleton. Die Stadt sollte laut Google Maps im Nordosten Englands liegen. Aufgelistet waren Hotels, Restaurants, kleine Geschäfte und Mietwohnungen, die auch alle echt waren - nur gehörten sie nicht zu Argleton, sondern zu anderen kleinen Orten in der Nähe. 2009 löschte Google Maps die erfundene Stadt aus seinem Kartenmaterial. Wer im Londoner Norden auf die „Moat Lane“ trifft, sollte ebenfalls stutzig werden. Die vermeintlich besonders kurvenreiche Straße hat es in Wahrheit nie gegeben. Auf Google Maps war sie jedoch mehrere Jahre lang zu finden.
  • Deutschland: Auch in Deutschland gibt es ein berühmtes Beispiel: die Straße Am Kirschweg in Erpholzheim in Rheinland-Pfalz. Wer den Namen auf Google Maps eintippt, wird nicht fündig werden. Anders ist das bei Bing Maps HERE. Der Kartenanbieter führt die Straße als Sackgasse östlich der Ortsmitte auf, die Straße hat jedoch nie existiert und gilt als bekanntes Beispiel für eine Trap Street.

In NRW liegt eine Trap Street, die keine ist

So findig die Papierstadt-Detektive auch sein mögen, manchmal unterlaufen ihnen auch Fehler. Laut diverser Wikipediaeinträge, Blogs und auch Medienberichten soll es in NRW eine Trap Street geben: den Galgenpfad in Bonn. Den Weg hat es jedoch tatsächlich gegeben. Das Wissen ist jedoch nur noch Freunden der historischen Stadtgeschichte Bonns vorbehalten. Im Mittelalter führte der Weg zum „Awenberg“ (Auerberg) einem Hinrichtungsort, an dem Verurteilte am Galgen aufgehängt wurden. Zwischen 1143 und 1777 fanden dort Hinrichtungen statt. Den Galgenpfad und auch andere Wegnamen in Bonn gibt es heute allerdings nicht mehr. Um eine Trap Street handelt sich dabei entsprechend aber nicht.

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