Berlin Die neuen Trends beim Essen

Berlin · Gesund, unkompliziert, vegetarisch – das sind die Haupttrends in der Ernährung.

Neben den kugelrunden Haselnussknödeln liegen Seitanmedaillons fein arrangiert und imitieren Bratenstücke nahezu perfekt. Christian Schindler pikst mit der Gabel ein Stück Seitan auf – Weizenfleisch, das kein Fleisch ist. Dann steckt er es samt der Bratensoße, die keine ist, in den Mund und kaut bedächtig. "Es schmeckt nicht wie Fleisch", sagt der Kommunikationswissenschaftler.

Schindler sitzt in einem veganen Restaurant in Berlin und probiert Fleischersatz. Er hat einen Blog, der sich mit der Zukunft der Ernährung beschäftigt. Menschen werden ihr Essen nach bestimmten Attributen auswählen, sagt Schindler. Das wichtigste Attribut für ihn: "Es muss schmecken." Für andere hätten eben auch andere Attribute Vorrang: Wie gesund ist das Essen, wie ökologisch, wie regional? Wurde es fair hergestellt? Steckt eine Geschichte dahinter? Ist es laktosefrei? Glutenfrei? Preiswert? Die Entwicklung der Ernährung werde sich an diesen Attributen entlanghangeln, sagt Schindler. Je nach Vorlieben sehe die Zukunft des Essens für verschiedene Gruppen also ganz anders aus.

Trendforscher Sven Gabor Janszky betrachtet die wesentlichen Akteure des Felds – die Lebensmittelhersteller zum Beispiel – und macht daran seine Aussagen fest. Und er sagt, dass sich der Öko-vegan-Trend nicht zum Massentrend entwickle. Es werde durchaus eine Gruppe geben, die sich bewusster ernährt, sich mehr Zeit nimmt, häufig selber kocht und auf gute Produkte Wert legt – aber das sei eine Minderheit. Sie folgt einem Premiumtrend, sagt Janszky.

Massentrend wird ihm zufolge eher das Gegenteil: "Convenience Food". Nicht zu verwechseln mit Fast Food, also dem klassischen Burger, dem Ungesunden und Fettigen, erklärt Janszky. Fast Food gehe nämlich zurück. Bei Convenience Food stehen Produkte im Mittelpunkt, die der Schnelligkeit des Alltags Rechnung tragen, dabei aber nicht zwangsläufig ungesund sind – frische Pasta aus dem Kühlregal zum Beispiel. "Weg von der Tütensuppe, hin zu Frisch-Convenience-Waren", beschreibt Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) den Trend. Diese Produkte erleichterten die Vorbereitung auf die Mahlzeit zu Hause, weil für das Kochen unter der Woche weniger Zeit bleibe, sagt Gahl. Ein anderes Beispiel seien die fertig abgepackten Tüten, mit denen Verbraucher ein Rezept mitsamt allen benötigten Zutaten kaufen können. Sie gibt es in immer mehr Delis und in einer eigenen Ladenkette, dem "Kochhaus", die sich von Berlin auf weitere Städte ausbreitet.

(dpa)
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