Weiterer Prozess wegen Beihilfe zum Juden-Mord möglich "Zweiter Demjanjuk" aufgetaucht

Frankfurt/Hamburg (RPO). In Deutschland könnte es zu einem weiteren Prozess um Beihilfe zum tausendfachen Juden-Mord kommen. Medienberichten zufolge soll der bei Bonn lebende 89-jährige Samuel K. als Aufseher im Vernichtungslager Belzec an der Tötung von Gefangenen beteiligt gewesen sein. Außerdem soll ein in den USA lebender Mann wegen Mordes an mindestens einem Juden angeklagt werden.

Auftakt zum Demjanjuk-Prozess
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Der deutsche Nazi-Jäger Kurt Schrimm, der die Zentrale Stelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg leitet, verglich die Vorwürfe gegen Samuel K. mit denen gegen den derzeit in München wegen Beihilfe zum Mord in 27.900 Fällen vor Gericht stehendem John Demjanjuk. Schrimm sagte der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", die Zentrale Stelle mache dem deutschen Staatsbürger Samuel K. "praktisch den gleichen Vorwurf wie Demjanjuk": Beihilfe zum vieltausendfachen Mord an Juden in einem Vernichtungslager.

Die Dortmunder Staatsanwaltschaft muss nach dem nun erfolgten Abschluss der Vorermittlungen entscheiden, ob sie gegen K. Anklage erhebt. Schrimm sagte, da es anders als im Fall Demjanjuk keinen "Glücksgriff" in Form von Transportlisten mit den Namen von Opfern gebe, erstrecke sich der Tatvorwurf auf eine unbestimmte Anzahl von Opfern. In Belzec wurden insgesamt mehr als 430.000 Menschen ermordet. Da es ein reines Vernichtunslager war, können sich in Belzec eingesetzte KZ-Wächter nach Ansicht von Experten nicht darauf berufen, nichts von den Verbrechen mitbekommen zu haben.

Der zweite nun identifizierte Beschuldigte ist laut "FAZ" ein 1921 in Polen geborener, in Troy im US-Bundesstaat Michigan lebender Mann namens Iwan alias John K. Im August 1942 soll er seinen Vorgesetzten in einer Notiz von einem Einsatz unterrichtet haben, bei dem er "dienstlich während der 'Judenaktion' am 14.8. 1942 um 19 Uhr die Waffe eingesetzt und vier Stück Munition verwendet" habe, "wobei ich eine Person verletzt und eine getötet habe". Schrimm sagte der "FAZ", Ende Januar werde einer seiner Mitarbeiter ins ukrainische Lemberg reisen und dort die Echtheit der Unterschrift unter dem dort aufbewahrten Dokument prüfen.

In diesem Fall leitete die Zentrale Stelle das Ergebnis ihrer Vorermittlungen an die Münchner Staatsanwaltschaft, da dieser vor seiner Emigration in die USA dort seinen letzten Aufenthaltsort in Deutschland hatte.

(AFP/jre)
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