Tierpark geräumt Löwe nach Ausbruch im Zoo Leipzig erschossen

Leipzig · Einer der zwei ausgebrochenen Löwen im Zoo Leipzig ist erschossen worden. Versuche, das Tier zu betäuben, waren zuvor gescheitert. Der zweite Löwe sei in sein Gehege zurückgedrängt worden, sagte Zoo-Direktor Jörg Junhold.

 Die Löwen Majo und Motshegetsi konnten aus ihrem Gehege ausbrechen.

Die Löwen Majo und Motshegetsi konnten aus ihrem Gehege ausbrechen.

Foto: dpa, woi fpt dna

Als der Leipziger Zoo-Direktor Jörg Junhold am Donnerstagmittag Auskünfte zum Ausbruch zweier Löwen geben will, scheint die Situation unter Kontrolle. Ein Tier sei mit einem Zaun ins Gehege zurückgedrängt worden, beim zweiten sei eine Narkose gesetzt worden. Doch dann wird Junhold aus dem Raum gerufen. Als er kurz darauf zurückkehrt, ist er sichtlich betroffen. Der zweite Löwe sei erschossen worden. "Das ist ein sehr, sehr trauriger Ausgang, den ich so nicht erhofft habe."

Die Männchen Majo und Motshegetsi waren am Donnerstagmorgen aus ihrem Freigehege ausgebrochen. Wie die beiden anderthalbjährigen Etoscha-Löwen das geschafft haben, sei noch unklar, sagt Junhold. "Das hat uns alle überrascht. Die Löwen-Savanne ist erprobt. Sie ist seit 15 Jahren in Betrieb. Natürlich gehen wir davon aus, dass sie sicher ist." Der Zoo bleibt danach zunächst geschlossen, ein Notfallplan wird in Gang gesetzt.

Für Besucher habe keinerlei Gefahr bestanden, betont Junhold. Die Löwen entkamen gegen 8.40 Uhr aus der Anlage - also noch vor der Öffnung des Zoos. Auch Pfleger und Zoo-Mitarbeiter seien nicht gefährdet gewesen. Majo und Motshegetsi hätten sich verängstigt in ein Gebüsch unweit der Löwen-Savanne zurückgezogen und seien mit Zäunen und Fahrzeugen eingekesselt worden.

Warum die Situation eskalierte, ist unklar

Beim erschossenen Löwen soll es sich um Motshegetsi handeln. Warum die Situation schließlich eskalierte, konnte der Zoo-Direktor nicht sagen. Der Löwe sollte mit einem Narkosegewehr betäubt werden. Als er eine Absperrung durchbrach, sei die Entscheidung getroffen worden, das Tier zu töten. "In dem Fall geht die menschliche Sicherheit vor", sagt Junhold.

Im Zoo Leipzig habe es in den vergangenen Jahren keinen Raubtierausbruch gegeben. Nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes gab es in deutschen Zoos jedoch in den vergangenen vier Jahren mindestens acht Vorfälle mit ausgebrochenen Großkatzen. Die Löwen-Unterbringung sei außerordentlich schwierig. Deswegen müsse eine Debatte darüber geführt werden, welche Tiere in Zoos gehalten werden und unter welchen Bedingungen, fordert der Tierschutzbund.

In Baruth südlich von Berlin waren im Juli zwei Löwen aus ihrem Gehege entkommen. Als Grund nannte die Tierparkleitung "menschliches Versagen". Die Löwen wurden von einem Außenzaun gestoppt. Eine Tierärztin betäubte ein Tier, das zweite kehrte freiwillig in seine Anlage zurück.

Majo und Motshegetsi lebten erst seit August in Leipzig. Im Freigehege waren sie erst seit wenigen Tagen für die Besucher zu sehen. Gekommen waren die beiden afrikanischen Löwen - die Bezeichnung Etoscha leitet sich von einer Region in Namibia ab - aus Basel. Mit ihnen wollte der Zoo Leipzig eine neue Zucht beginnen. Wie es mit den Plänen nun weitergeht, ist offen. Direktor Junhold kündigte zunächst an, dass die Sicherheitsstandards an der Löwen-Savanne überprüft werden.

Der Verband der Zoologischen Gärten, dessen Vize-Präsident Junhold ist, erklärt, es sei jetzt an Leipzig, den Vorfall aufzuklären. Grundsätzlich sei Leipzig ein "Top-Zoo" mit hohem Standard, wo ständig gebaut und nachgebessert werde, sagt Verbandsgeschäftsführer Volker Homes.

Am Nachmittag öffnete der Zoo wieder. Den Weg zur Löwen-Anlage versperrte ein mit einem grünen Tuch verhangener Bauzaun. Ein Schild verkündete: "Liebe Besucher, aus tiergärtnerischen Gründen ist die Löwen-Anlage nicht besetzt. Wir bitten um Ihr Verständnis."

(mro/dpa)
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