Patienten aus Westafrika Zwei infizierte Ebola-Patienten sollen nach Hamburg

Hamburg/Freetown · Bisher war nur von einem Ebola-Patienten die Rede, doch jetzt bereiten sich Ärzte in Hamburg auf zwei Infizierte vor. Die Situation in Westafrika verschärft sich unterdessen: Auch Ärzte haben sich schon bei Patienten angesteckt. Doch die Behandlung von Ebola-Patienten in Deutschland bleibt ungewiss.

Patienten aus Westafrika: Zwei infizierte Ebola-Patienten sollen nach Hamburg
Foto: dpa, dan cul

Für zwei Infizierte liegen nach Klinikangaben aus Hamburg inzwischen Anfragen vor. Die Weltgesundheitsorganisation hatte beim Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) angefragt, ob der Mitarbeiter einer Gesundheitsorganisation dort betreut werden könnte. Es gebe zudem seit Montag eine Anfrage für einen zweiten möglichen Patienten aus Liberia, teilte Stefan Schmiedel von der Sektion Tropenmedizin der Bernhard-Nocht-Klinik in Hamburg am Dienstag mit.

Bei dem ersten Patienten könnte es sich unbestätigten Berichten zufolge um den führenden Ebola-Experten Sheik Umar Khan aus Sierra Leone handeln, der im Kampf gegen Ebola in seiner Heimat viel bewegte. "Heute wird es dazu nichts Neues mehr geben", sagte ein Sprecher der Hamburger Gesundheitsbehörde am Dienstag. Er halte es aber eher für unwahrscheinlich, dass der Mann in die Hansestadt gebracht werde. Der Erkrankte sei noch immer nicht transportfähig.

Keine Einzelheiten zum zweiten Fall

Die Klinik sei in einer 24-Stunden-Bereitschaft auf die Ankunft eines möglichen Ebola-Patienten vorbereitet, fügte er hinzu. Er sei sich absolut sicher, dass durch die hohen Sicherheitsstandards keine Infektionsgefahr für das medizinische Personal und die Bevölkerung bestehen. Ob es sinnvoll sei, Ebola-Kranke aus Afrika zur Behandlung nach Europa zu bringen, müsse diskutiert werden, sagte Schmiedel. Die Intensivbehandlung koste etwa 300 000 Euro.

"Wir wissen letztlich nicht, was zum Tod der Patienten führt", ergänzte Prof. Stefan Günther, Leiter der Virologie am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin. Intensivmedizinische Betreuung könne die Sterblichkeit nach einer Ebola-Infektion eventuell von 70 auf 50 oder 40 Prozent senken; gesichert sei das aber nicht, da zu wenig Erfahrungen vorlägen.

Bevölkerung kooperiert nicht

Die wichtigsten Fakten zu Ebola
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Foto: AP/Frederick Murphy

Das Hauptproblem der aktuellen Epidemie in Westafrika sei die fehlende Kooperation der Bevölkerung. "Da haben Sie keine Chance", sagte Günther. Die Möglichkeit einer intensivmedizinischen Behandlung sei ein psychologisches Signal an die Helfer in Afrika. Das könne man nicht für alle Betroffenen machen.

Unterdessen forderte das Kinderhilfswerk Plan gemeinsame internationale Anstrengungen, "um die Ausbreitung der Ebola-Epidemie zu stoppen und einem medizinischen Desaster zuvorzukommen". "Ebola ist nicht mehr nur ein regionales Problem, das Virus ist zu einer medizinischen Krise von weitreichendem Ausmaß geworden", erklärte der Katastrophenschutz-Experte bei Plan, Unni Krishnan. "Jetzt muss die internationale Gemeinschaft dagegen vorgehen, ehe es zu spät ist."

Auch Ärzte und Helfer sterben

Es haben sich schon viele Ärzte und Krankenschwestern während der Arbeit angesteckt. Die meisten überlebten nicht. Bereits vor wenigen Wochen war ein ugandischer Arzt in Liberia gestorben, am Wochenende erlag einer der führenden Mediziner des John F. Kennedy Medical Center in Monrovia der Krankheit. Auch zwei Amerikaner, die für eine Hilfsorganisation arbeiten, sind erkrankt.

Die bisher schwerste Ebola-Epidemie der Geschichte war im März in Guinea ausgebrochen und hatte sich schnell in die Nachbarländer Liberia und Sierra Leone ausgebreitet.

Vor wenigen Tagen wurde ein erster Fall in Nigeria bekannt. Die Luftaufsichtsbehörde des Staates zog Konsequenzen. Sie untersagte der Airline ASky mit sofortiger Wirkung, Ziele in dem Land anzusteuern.
In der vergangenen Woche war ein Liberianer mit Ebola-Symptomen mit einer ASky-Maschine nach Lagos gereist. Am Flughafen der größten Stadt Nigerias brach er zusammen und starb wenige Tage später in Quarantäne.

Menschen trauen Ärzte nicht

Das größte Problem bleibe weiterhin die Skepsis der Menschen gegenüber den Ärzten, sagte die Sprecherin des Roten Kreuzes in Afrika, Katherine Mueller, nach einem Besuch in Sierra Leone. Viele Menschen mit Ebola-Symptomen wendeten sich an traditionelle Heiler statt an die Gesundheitszentren. Auch blieben viele Westafrikaner der Auffassung, dass Ebola gar nicht existiert.

Es handelt sich um den ersten Ausbruch der Krankheit in Westafrika. Neuen WHO-Zahlen zufolge gab es bis zum 23. Juli insgesamt 1201 Fälle, 672 Menschen starben an der Seuche.

(dpa)
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