Treffen der Deutschen Bischofskonferenz Zollitsch kündigt Kurswechsel zur "Pille danach" an

Trier · Überraschung beim Treffen der Deutschen Bischöfe in Trier: Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat einen Kurswechsel der katholischen Kirche bei der "Pille danach" angedeutet. Zudem würdigten die Geistlichen dem scheidenden Papst Benedikt XVI.

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Foto: ddp

Mit einer Würdigung des scheidenden Papstes haben die katholischen Bischöfe Deutschlands ihre Frühjahrsvollversammlung begonnen. Benedikt XVI. habe stets "im Geist der Ehrlichkeit und Selbstkritik" gehandelt, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, am Montag in Trier. In seiner mit lang anhaltendem Applaus bedachten Rede bat Zolltisch den Papst zugleich um Verzeihung, "für alle Fehler, die vielleicht aus dem Raum der Kirche in Deutschland ihm gegenüber begangen wurden".

Der Auftakt der Vollversammlung stieß auf großes Medieninteresse. Bis Donnerstag wollen die Bischöfe unter anderem eine einheitliche Position zur "Pille danach" suchen. Er erwarte eine "sachliche Diskussion", an deren Ende eine Empfehlung stehen könne, die dann in den einzelnen Bistümern umzusetzen sei, sagte Zollitsch.

"Wenn es so ein Medikament gibt, das keine abtreibende Wirkung hat, dann bin ich überzeugt, dass wir dabei bleiben", sagte Zollitsch am Montag zu Beginn der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe in Trier - mit Bezug auf den jüngsten Vorstoß des Kölner Kardinals Joachim Meisner. Wenn sich die Bischöfe bei ihrem viertägigen Treffen auf eine einheitliche Linie einigten, könne jeder Bischof in seinem Bistum das Thema "Pille danach" in Eigenregie umsetzen.

Meisner hatte das Medikament unter der Voraussetzung als zulässig erklärt, dass es die Befruchtung verhindert. Er war mit seiner neue Linie in der katholischen Kirche vorgeprescht, nachdem die Behandlung einer vergewaltigten Frau von katholischen Krankenhäusern in Köln abgelehnt worden war. Zollitsch betonte, es könne und dürfe nicht sein, dass jemand, der in einem katholischen Krankenhaus Hilfe sucht, abgewiesen werde. Er erwarte "eine sachliche Diskussion, denn die Betroffenheit darüber, was passiert ist, ist so groß".

Frauen sollen besser eingebunden werden

Einen Schritt nach vorne könnte die katholische Kirche auch beim Thema Frauen machen: Die deutschen Bischöfe wollen beim ihrem Treffen überlegen, wie Frauen stärker in kirchliche Führungsjobs eingebunden werden können. Es gebe viele Möglichkeiten und denkbare Initiativen, sagte Zollitsch. Ein Beispiel sei der Frauenförderplan in seinem Erzbistum Freiburg. Wichtig sei zu schauen, "dass das für die Kirche Deutschlands ein entsprechender Schritt auf dem Weg in die Zukunft bedeutet". Die Priesterweihe für Frauen sei aber kein Thema.

Auch der Missbrauchsskandal beschäftige die Bischöfe weiter, wie Zollitsch sagte. "Ganz klar ist, wir bleiben an der Sache dran." Die katholische Kirche war jüngst heftig in die Kritik geraten, nachdem sie eine wissenschaftliche Missbrauchsstudie mit dem Hannoveraner Kriminologen Christian Pfeiffer gekündigt hatte. Das Projekt werde mit einem neuen Wissenschaftler neu starten, sagte der Erzbischof. Ein Partner werde in diesen Tagen aber noch nicht präsentiert. Vor dem Trierer Dom forderte ein Aktionsbündnis die lückenlose Aufklärung des sexuellen Missbrauchs in Kircheneinrichtungen, der von der Kirche lange systematisch vertuscht worden sei.

Zu Beginn der Vollversammlung würdigte Zollitsch den scheidenden Papst Benedikt XVI. als großartigen "Brückenbauer" und "guten Hirten", für dessen Dienst Millionen Menschen in Deutschland dankbar seien. Nicht alles aber sei dem Papst in seinen acht Jahren geglückt. Etwa bei der Hinwendung zur abtrünnigen Pius-Priesterbruderschaft habe er viel Kraft investiert, ohne zum Ziel zu kommen. Zudem sei der Papst der Enttäuschung derer ausgesetzt gewesen, die sich bestimmte kirchliche Reformschritte erwarteten. Darunter habe Benedikt "sehr gelitten", sagte der Erzbischof.

(dpa/KNA/felt)
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