Kaputte Glocke im Kölner Dom Zeuge filmt Moment des Klöppelbruchs
Köln (RPO). Der Krefelder Glockensachverständige Norbert Jachtmann wollte am Dreikönigstag eigentlich nur das Läuten des Dicken Pitters aufnehmen. Doch dann ist er unfreiwilliger Zeuge, wie die tonnenschwere Glocke ihren Klöppel verliert.

Das ist der Kölner Dom
Es ist 9.30 Uhr. Die Glockenschläge der St. Petersglocke, der größten frei schwingenden Kirchenglocke der Welt, dröhnen vom Kölner Dom in die Innenstadt und rufen die Menschen zur Messe am Dreikönigstag.
Norbert Jachtmann steht auf dem Domplatz - seine Tochter nimmt die Glockenschläge mit ihrem Handy auf. Dann gibt es ein lautes Krachen, das Läuten verstummt abrupt.
"Ich war wie erstarrt", erzählt Glockenliebhaber Norbert Jachtmann. "Mir war sofort klar, dass nur der Klöppel gebrochen sein kann. Wenn eine Glocke abgestürzt wäre, wäre das Getöse größer gewesen."
Norbert Jachtmann ist Glockensachverständigen für das Erzbistum Köln, das Bistum Aachen und das Bistum Essen. Als Experte berät er Gemeinden und Bistümer unter anderem bei Sanierungsarbeiten an Glocken und Kirchtürmen.
Kein Wunder also, dass der Experte sofort in die Sakristei des Kölner Doms stürmte, um zu erfahren, was passiert war. "Mir kam ein keuchender Küster entgegen, der aus dem Glockenturm kam", erinnert sich Jachtmann.
Bestürzt erfährt der Experte, dass er mit seiner Vermutung richtig lag: Der rund 800 Kilogramm schwere und zwischen 2,50 und 3 Meter lange Klöppel des dicken Pitter war abgestürzt. Verletzt wurde niemand — der schwere Klöppel wurde von den Stahlstreben im Glockenturm aufgefangen.
Das Geläut im tiefen C der Glocke aus dem Jahre 1923, die rund 24 Tonnen wiegt, ist nur an Hochfesten zu hören. "Ich kann mir nur zu deutlich vorstellen, wie viele Menschen an Ostern auf das Läuten des dicken Pitter warten werden", sagt Norbert Jachtmann.
Ob bis dahin aber ein neuer Klöppel in der Glocke zum Einsatz kommt, kann der Glockensachverständige, der das Erzbistum Köln auch zum dicken Pitter berät, nicht sagen: "Erst muss die Schadensursache erkannt werden. Dann kann muss ein Ingenieur die Form eines neuen Klöppels errechnen."
Schon jetzt ist der Glockenexperte und Kirchenmusiker aber gespannt, ob der neue Klöppel dem dicken Pitter genau so schöne Töne entlocken kann wie der Alte.