In den Karnevalshochburgen im Rheinland Zehntausende Narren feiern Beginn der "5. Jahreszeit"

Düsseldorf/Köln (rpo). "Helau" und "Alaaf", die Narren sind wieder los. Zehntausende Jecken haben am Dienstag um Punkt 11.11 Uhr in Düsseldorf und Köln die fünfte Jahreszeit begrüßt. Aber nicht nur im Rheinland gibt es Karnevalisten.

Der Hoppeditz ist wach und läutet in die fünfte Jahreszeit ein
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Der Hoppeditz ist wach und läutet in die fünfte Jahreszeit ein

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Rund 20.000 Jecken begrüßten am Dienstag auf dem Alter Markt in Köln den Karneval mit einem Countdown und einem dreifachen "Kölle Alaaf".

In Düsseldorf hatten sich etwa 6.000 Menschen vor dem alten Rathaus eingefunden, wo die Symbolfigur Hoppeditz mit Böllerschüssen für die fünfte Jahreszeit geweckt wurde. In der dritten Fastnachts-Hochburg am Rhein in Mainz läuteten rund 1.500 Närrinnen und Narren die "fünfte Jahreszeit" ein.

In Köln hatten sich die ersten Jecken bei trübem Wetter schon gegen 08.00 Uhr eingefunden, um sich einen Platz vor der Bühne zu sichern. Bei einem fünfstündiges Musikprogramm schunkelte sich das närrische Volk bei Temperaturen um sieben Grad warm. Bier, Schnäpse und Glühwein taten ihr übriges, um die Stimmung bei grauem Himmel hoch zu halten.

Dicke Anoraks das häufigste "Kostüm"

Dem Wetter angemessen waren dicke Anoraks das häufigste "Kostüm", aber auch Ganzkörperkühe waren gefragt. Pech für den, der im Schottenrock oder kurzbehost im Pyjama kam. Reichlich Absatz fanden die roten "Motto"-Schals für 15 Euro. Weitere 20.000 Karnevalsjecken füllten die Gassen der umliegenden Altstadt. Nach Angaben der Polizei verlief bis gegen Mittag alles ruhig.

Die Sessionseröffnung mit Karnevalsmusik und viel Kölsch - in Düsseldorf Altbier - ist für das Kölner Dreigestirn von Prinz, Bauer und der von einem Mann verkörperten Jungfrau traditionell die erste Gelegenheit zum Auftritt vor dem närrischen Volk, freilich noch ohne Kostüm. Ihr volles Ornat dürfen die Tollitäten erstmals zur Proklamation anlegen, die üblicherweise um Dreikönig herum stattfindet.

Menge auf "Närrisches Grundgesetz" verpflichtet

In Mainz ertönten zahllose Jubelrufe und Helaus, als pünktlich um 11.11 Uhr auf dem Schillerplatz die rot-weiß-blau-gelben Narrenfahnen gehisst wurden und der Narhallamarsch ertönte. Begeistert ließ sich die Menge auf das "Närrische Grundgesetz" verpflichten. "Die Würde eines jeden Narren ist unantastbar", hieß es in der Erklärung. Alle Narren seien frei und gleich, "ob Sitzungspräsident oder Büttenschieber".

Bis Aschermittwoch könnten alle Mainzer zu närrischen Diensten verpflichtet werden. Wer den Einsatz an Konfettikanonen und Holzgewehren aus Gewissensgründen verweigere, könne Ersatzdienst als Büttenredner oder Sänger leisten, "soweit dies dem Volk zuzumuten ist".

Alle Mainzer Fastnachtsvereine, Garden und Korporationen hatten Abordnungen geschickt, die mit ihren bunten Kostümen und Uniformen den Schillerplatz in ein Farbenmeer verwandelten. Vor allem die Karnevalsvereine "Eiskalte Brüder" und "Grenadiergarde" waren stark vertreten. Während die "Eiskalten Brüder in der kommenden Fastnachtssaison 111 Jahre alt werden, feiern die Grenadiere ihr 100-jähriges Bestehen. An die Verkündung des Narrenrechts schloss sich ein Platzkonzert mit Mainzer Fastnachtssängern an. Für die Besucher der Narrenfeier standen Eintopf und Getränke bereit.

Die Tradition des "Närrischen Grundgesetzes" reicht bis 1842 zurück. Schon damals hatte "König Karneval" eine Charta der Narrenrepublik Mainz verlesen, die den politischen Witz als Waffe gegen Zensur und staatliche Überwachung einsetzte. Für die Mainzer Fastnacht ist der 11. November nur ein Vorspiel. Die eigentliche Kampagne startet traditionell erst mit dem Umzug der Garden am Neujahrstag. Daran schließen sich bis Aschermittwoch zahlreiche Sitzungen und Bälle an.

Nicht nut ausgelassen feiern

Die Karnevals-Jecken sollten nach Ansicht eines Aids-Experten nicht nur ans ausgelassene Feiern, sondern auch an die Gefahr sexuell übertragbarer Krankheiten denken.

"Karneval und Kondome gehören zusammen, besonders wenn der Kopf während der tollen Tage von einer Wolke aus Kölsch und Konfetti umspült wird", mahnte Herbert Engel vom Arbeitskreis Schwule Prävention am Montag in einem dpa-Gespräch in Köln. Das Thema Aids sei aber nicht mehr so stark im Bewusstsein der Bevölkerung, wie es das in den achtziger Jahren war.

Zum Beginn der fünften Jahreszeit hat der Malteser-Hilfsdienst an alle Wirte, den Einzelhandel und an Kioskbetreiber appelliert, keinen Alkohol an Kinder und Jugendliche auszuschenken. Die Folgen des Alkoholmissbrauchs bei Kindern seien verheerend, sagte Kai Vogelmann von den Maltesern.

Es sei für Hilfsdienste wie die Malteser alarmierend, wie viele jugendliche Alkoholleichen in den närrischen Tagen aufgesammelt werden müssten. Die jüngsten Opfer seien gerade einmal elf Jahre alt.

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