Kinderheim in Wunsiedel Zehnjährige tot gefunden – Staatsanwaltschaft weist „Mutmaßungen“ über mögliches Sexualdelikt zurück

Wunsiedel · Es sind noch viele Fragen offen im Fall des toten Mädchens von Wunsiedel. Für die Staatsanwaltschaft ist jedoch inzwischen klar - es war kein Unfall. Manche Mutmaßungen über die Tat und die Verdächtigen weist sie zurück.

Ein Einsatzwagen der Polizei sperrt die Straße zu einem Kinder- und Jugendhilfezentrum ab. In der Einrichtung war am Vortag eine Zehnjährige tot in einem Zimmer gefunden worden. Zwei Jungen im Alter von 11 Jahren und ein 16-Jähriger stehen im Fokus der Ermittler.

Ein Einsatzwagen der Polizei sperrt die Straße zu einem Kinder- und Jugendhilfezentrum ab. In der Einrichtung war am Vortag eine Zehnjährige tot in einem Zimmer gefunden worden. Zwei Jungen im Alter von 11 Jahren und ein 16-Jähriger stehen im Fokus der Ermittler.

Foto: dpa/Daniel Vogl

Nach dem gewaltsamen Tod eines zehnjährigen Mädchens in einer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung im bayerischen Wunsiedel ermittelt eine 40-köpfige Sonderkommission wegen eines Tötungsdelikts. Angesichts von Medienberichten über ein mögliches Sexualdelikt sprachen die Staatsanwaltschaft Hof und das Polizeipräsidium Oberfranken am Donnerstag von „Mutmaßungen“, die „derzeit nicht“ bestätigt werden könnten.

Die Sonderkommission „Park“ ermittele unter Hochdruck, erklärten die Behörden. Sie wiesen zugleich Spekulationen über Gewahrsamnahmen zurück. Derzeit richte sich „kein konkreter Tatverdacht gegen eine oder mehrere Personen“. Es gebe bislang auch keine Hinweise darauf, dass sich jemand unberechtigt von außen Zutritt zu der Einrichtung verschafft habe.

Eine Angestellte der Facheinrichtung der Jugendhilfe in Wunsiedel hatte die Zehnjährige am Dienstagvormittag leblos in einem Zimmer gefunden. Eine rechtsmedizinische Untersuchung ergab Anzeichen für eine Fremdeinwirkung. In Medienberichten war am Mittwoch zunächst von drei tatverdächtigen minderjährigen Jungen im Alter zwischen elf und 16 Jahren die Rede. Das bestätigten Polizei und Staatsanwaltschaft bislang nicht.

Ein Großteil der in dem Hilfezentrum untergebrachten Kinder und Jugendlichen befand sich den Behördenangaben zufolge während der polizeilichen Maßnahmen auf einer organisierten Ski-Freizeit, sie kehren am Freitag zurück. Um die anwesenden Bewohner sowie das Personal kümmern sich demnach speziell geschulte Polizeikräfte sowie Notfallseelsorger und Psychologen.

„Ich hoffe sehr, dass wir bald ein Ermittlungsergebnis haben, damit hier wieder Normalität einkehren kann“, sagte Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) am Donnerstag nach Gesprächen in der Einrichtung in Wunsiedel. Sie legte weiße Blumen nieder und entzündete eine Kerze.

Scharf sprach von einer „dramatischen Situation“ für alle. Die Kinder kämen aus schwierigen Lebenssituationen in die Einrichtung, die einen „vorbildlichen Ruf“ habe. „Jetzt ist es wichtig, dass wir das aufarbeiten und die Kinder begleiten auf diesem Weg.“ Der Träger habe das Personal verstärkt, um Kinder, Jugendliche und Mitarbeiter zu unterstützen.

Die Sonderkommission war laut Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstag weiterhin mit der Spurensicherung auf dem Gelände der Jugendhilfeeinrichtung befasst. Zudem würden erste Spuren in Zusammenarbeit mit der Rechtsmedizin und dem Bayerischen Landeskriminalamt ausgewertet. Den Ermittlern zufolge laufen „umfassende Befragungen und Überprüfungen auch im sozialen Umfeld des Opfers“. Alle Personen, die sich vor und während des Auffindens der Toten in dem Gebäude aufgehalten haben, würden überprüft.

(jh/mzu/AFP)
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