Inneres Gleichgewicht Wunden heilen bei Ehekrach langsamer

Chicago (rpo). Ein Streit mit dem Partner kann nicht nur in der Seele Wunden hinterlassen, sondern auch die Heilung körperlicher Blessuren beeinträchtigen. Das hat ein amerikanisches Forscherteam bei einer Studie mit 42 verheirateten Paaren entdeckt. Demnach verzögert schon eine halbstündige hitzige Diskussion die Wundheilung um etwa einen Tag.

 Die Derag-Hotelkette hält für streitgeplagte Männer ab sofort spezielle Zimmer bereit.

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Foto: dpa, gms

Diese Verzögerung ist offenbar darauf zurückzuführen, dass der Stress in den Konfliktsituationen das Gleichgewicht zwischen verschiedenen Botenstoffen im Körper verändert, die an Entzündungen und Heilungsprozessen beteiligt sind.

Für ihre Studie bestellten die Wissenschaftler Janice Kiecolt-Glaser von der Ohio-State-University ihre Probanden - 42 Paare im Alter zwischen 22 und 77 Jahren - zwei Mal für je 24 Stunden in die Klinik. In beiden Sitzungen wurden den Teilnehmern mithilfe von Vakuumpumpen kleine Hautwunden am Unterarm beigebracht, die während der jeweils folgenden acht Tage sehr genau überwacht wurden. Außerdem nahmen die Forscher den Paaren zu verschiedenen Zeitpunkten Blut ab und bestimmten den Gehalt an einigen Botenstoffen des Immunsystems, den so genannten Cytokinen.

In den eigentlichen Tests wurden die Paare gebeten, sich miteinander zu unterhalten. In der ersten Sitzung herrschte dabei noch eitel Sonnenschein: Die Ehepartner sollten sich gegenseitig trösten und Mut machen, während die Wissenschaftler das Gespräch aufzeichneten. Im zweiten Teil der Studie, der zwei Monate später stattfand und von den Forschern ebenfalls aufgezeichnet wurde, war das vorgegebene Gesprächsthema dagegen ein ehelicher Konflikt: Die Paare sollten eine halbe Stunde lang über ein Thema diskutieren, das schon zuvor zu Unstimmigkeiten geführt hatte.

Das Ergebnis war überraschend deutlich: Nach der Konfliktdiskussion benötigten die Wunden einen ganzen Tag länger zum Heilen als nach dem positiven Gespräch. Je aggressiver die Partner dabei aufeinander losgegangen waren, desto ausgeprägter wurde diese Verzögerung. Auch der Gehalt eines bestimmten Botenstoffs im Blut der Teilnehmer war bei den streitlustigsten Teilnehmern deutlich erhöht - ein Zustand, der mit chronischen Entzündungen sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Arthritis, Diabetes und sogar Krebs und Alzheimer in Verbindung gebracht wird.

Die Daten demonstrierten, wie empfindlich der komplexe Wundheilungsprozess sei, so die Forscher. Sie empfehlen daher, Faktoren wie die eheliche Harmonie bei der Therapie einer Verletzung oder nach einer Operation mit zu berücksichtigen.

(afp)
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