Evangelischer Kirchentag in Dresden Wulff wirbt für offene Gesellschaft
Dresden (RPO). Der Start des Evangelischen Kirchentags ist aus Sicht der Organisatoren gelungen. "Wir sind sehr zufrieden", sagte Kirchentagspräsidentin Katrin Göring-Eckardt am Donnerstag in Dresden. Mit den drei Gottesdiensten am Mittwochabend im Freien, dem Abendsegen und einem Lichtermeer von Kerzen auf und an der Elbe habe es einen "spirituell sehr dichten Auftakt" gegeben. Zu den Gottesdiensten kamen nach Veranstalterangaben knapp 100.000 Menschen.
Göring-Eckhardt sagte, darunter seien viele "religiöse Zaungäste" gewesen. Auch Nicht-Christen hätten begeistert mit eingestimmt. Beim anschließenden "Abend der Begegnung", einem Straßenfest, habe es sogar 300.000 Besucher gegeben. Es sei "eng, fröhlich, aber nicht bedrängt" zugegangen.
Bundespräsident Christian Wulff hat beim Kirchentag für eine offene Gesellschaft geworben. "In der globalen Welt wird es nur miteinander oder gar nicht gehen", sagte das Staatsoberhaupt am Donnerstag auf dem Kirchentag bei einer Diskussionsrunde mit jungen Migranten.
"Wir brauchen Offenheit"
Es gebe nicht die Möglichkeit, sich abzuschotten in seiner eigenen, früher vielleicht vorhandenen Homogenität. "Wir brauchen Offenheit für Fremdes und Fremde." Er sei überzeugt, dass sich offene Gesellschaften besser entwickeln würden als geschlossene.
Wulff bezeichnete Integration in Deutschland als eine faszinierende Aufgabe, bei der man "sich selbst was abverlangt und von anderen was verlangt". Dies sei Voraussetzung, damit der Zusammenhalt und das Zusammenleben in Deutschland überhaupt gelingen und Beispiel sein könne für eine bessere Welt des Miteinanders. An der Diskussion mit dem Titel "Wieviel Integration braucht die Demokratie" nahmen mehrere junge Deutsche ausländischer Abstammung teil.
Käßmanns Auftritt gut besucht
Sehr gut besucht seien auch die ersten Bibelarbeiten und Diskussionsforen am Donnerstag gewesen. Den größten Zuspruch bei einer Bibelarbeit gab es bei der ehemaligen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann. Ihren Auftritt verfolgten demnach 6500 Menschen in der Sportarena und weitere 1500 davor. Die Rede von Käßmann wurde vor der Arena per Lautsprecher übertragen.
Käßmann prangerte die Unterdrückung von Christen weltweit an. "Menschen riskieren an vielen Orten der Welt ihr Leben, weil sie Jesus von Nazareth nachfolgen." Sie betonte, Christen seien international die am stärksten verfolgte Religionsgruppe. "Sie brauchen unsere Solidarität und Unterstützung."
Als weitere Beispiele für mangelnde Religionsfreiheit nannte sie Indien, Pakistan und die Türkei. Genauso wie der Islam zu Deutschland gehöre, weil dort Muslime lebten, gehöre das Christentum zur Türkei, weil dort Christen wohnten, sagte Käßmann.