Neonazi-Opfer Wulff will Hinterbliebene treffen

Berlin · Bundespräsident Christian Wulff will die Hinterbliebenen der rechtsextremen Mordserie zu einem vertraulichen Gespräch empfangen. Zu der Begegnung wolle Wulff auch Vertreter der Bundesregierung und des Bundestags einladen.

Fahndung im Fall der Neonazi-Terroristen
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Das teilte das Bundespräsidialamt am Mittwoch in Berlin mit. Hierzu würden derzeit vorbereitende Gespräche geführt.

Wulff äußerte sich erschüttert über die nun bekannt gewordenen Neonazi-Taten. Er teile "die Empörung vieler Menschen in unserem Land", sagte Wulff laut vorab veröffentlichtem Redemanuskript bei der für Mittwochabend geplanten Verleihung des Leo-Baeck-Preises in Berlin. "Wir dürfen gegenüber den Hinterbliebenen nicht sprachlos sein."

Die Aufdeckung der Neonazi-Zelle und ihrer Taten werfe Fragen auf, die beantwortet werden müssten, sagte Wulff demnach weiter. "Ist unser Land den Opfern und ihren Hinterbliebenen gerecht geworden? Mussten wir rechtsextremistischen Hintergrund vermuten und werden die Protagonisten rechtsextremer Kreise ausreichend beobachtet? Haben wir uns möglicherweise von Vorurteilen fehlleiten lassen?"

"Nährboden für Gewalt"

Wulff forderte, jede Art von Fremdenfeindlichkeit konsequent zu ächten. "Wir brauchen ein Klima, das schon pauschale Diffamierungen nicht zulässt", sagte er. "Sie sind der Nährboden für Gewalt."

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) plant nach Angaben ihres Sprechers Steffen Seibert derzeit kein Treffen mit Hinterbliebenen der Opfer der Anschlagsserie. Priorität habe derzeit die Aufklärung der Fälle, sagte Seibert in Berlin.

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), werde am Donnerstag mit Vertretern türkischer und griechischer Migranten über die Anschläge sprechen.

Die Grünen drängten ähnlich wie zuvor die SPD auf eine zentrale Gedenkveranstaltung für Opfer der Neonazi-Anschlagsserie. Es bedürfe nun "starker Gesten, die klar machen, dass Menschen nicht-deutscher Herkunft gleicher und gleichberechtigter Teil unseres Landes sind", sagte Grünen-Chef Cem Özdemir zu "Spiegel Online".

"Ein Staatsakt wäre "das richtige Signal", sagte er. "Ich wünsche mir, dass der Bundespräsident ernsthaft darüber nachdenkt und ein entsprechendes Gedenken anordnet."

(AFP)
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