Bielefeld Wolf streift durch Westfalen

Düsseldorf (RP). Die Angst vor dem Wolf ist eine elementare, fest verwurzelt im menschlichen Erbgut, manifestiert in Mythen und Märchen. Wenn also eines dieser Raubtiere zum ersten Mal nach mehr als 100 Jahren in Westfalen auftaucht, herrscht Unruhe.

Wölfe vor den Toren Berlins
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"Aus diesem Grund ist eine Arbeitsgruppe aus Fachleuten von Behörden, Naturschutzverbänden, Jagd und Schafzucht gebildet worden", erklärt Gregor Klar, Referatsleiter des Landesjagdverbandes. Ziel der AG: Weitere Besuche des Wolfes zu verfolgen und vorzubereiten, um etwaigen Konflikten mit Menschen vorzubeugen.

Einen erste Interessens-Kollision hat es jedoch schon gegeben. Denn der Besuch des Wolfes konnte nur anhand einer DNA-Analyse von Haarproben nachgewiesen werden. Die Spuren fanden sich bei einem gerissenen Schaf auf einer Weide in Borgentreich im Kreis Paderborn — im November. "Seitdem ist der Wolf nicht mehr aufgetaucht", so Klar. "Das kann daran liegen, dass wegen der Kälte die Schafe vorwiegend in den Ställen gehalten wurden." Der betroffene Schafhalter wird laut Klar vom Land für den Verlust seines Tieres entschädigt. Das gehöre zum Management-Plan, mit dem man sich auf die Rückkehr der Wölfe vorbereite.

Bei dem Streuner handelt es sich vermutlich um "Rainer", einen Einzelgänger, der seit längerem im Reinhardswald in Hessen lebt, an der Grenze zu NRW. Das Gebiet umfasst rund 20 000 Hektar. Wölfe legen auf ihren Streifzügen riesige Distanzen zurück. "Trotzdem können wir nicht sagen, wie weit das Tier nach NRW vordringen kann oder wird", erklärt Klar.

Generell vermeiden Wölfe den Kontakt zum Menschen und deren Siedlungen. Aber man beobachte das Verhalten des Tieres ganz genau, so Klar. Wölfe ernähren sich in der Regel von Klein- oder Rotwild, auch Schafe passen gut ins Beute-Raster. Menschen zählen nicht dazu. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz betont, das Wölfe Menschen gegenüber nicht angriffslustig seien. Die Tiere seien streng geschützt und dürften auf keinen Fall gejagt werden.

Laut Naturschützern leben mittlerweile wieder etwa 60 Wölfe in Deutschland — die meisten auf ehemaligen Militär- und Bergbauflächen in der Lausitz. In den vorausgegangenen gut 100 Jahren galt das Raubtier hierzulande als ausgerottet. 1904 wurde dem Bundesamt für Naturschutz zufolge der seinerzeit letzte "deutsche Wolf" bei Hoyerswerda in Sachsen erschossen. Klar: "Mit der Arbeitsgruppe wollen wir vermeiden, dass Wolf Rainer ein ähnliches Schicksal droht. Zunächst aber müssen wir warten, ob es sich bei dem Besuch um ein einmaliges Ereignis handelt."

(RP/das)
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