Studien zur Wohnungssuche Vermieter lieben den kinderlosen Handwerker

Düsseldorf · Es gibt Dinge, die Mietern die Wohnungssuche erschweren können. Ein schlecht bezahlter Job, drei Kinder und eine Vorliebe fürs Geigen zum Beispiel. Und ein ausländischer Name, wie eine neue Studie zeigt. Haben also besser verdienende Deutsche ohne Kinder immer die besseren Chancen? Nicht ganz, sagen Experten.

 Interessenten besichtigen eine Wohnung (Symbolbild).

Interessenten besichtigen eine Wohnung (Symbolbild).

Foto: dpa, lus fdt vfd jai

Die Mieten steigen, in vielen Großstädten und Ballungsräumen Deutschlands herrscht Wohnungsnot. Bezahlbarer Wohnraum ist vor allem für mehrköpfige Familien knapp. Dass Wohnungen auch außerhalb von Ballungsräumen knapper und teurer werden, belegt das Gutachterinstitut Prognos ist einer Studie, die am Donnerstag vorgestellt wurde. Demnach ist die Situation in 138 deutschen Städten und Kreisen problematisch. Selbst für Haushalte mit mittleren Einkommen werde es immer schwieriger, bezahlbare Wohnungen zu finden.

Und noch eine weitere Studie sorgt für Diskussionen: Datenjournalisten des Bayerischen Rundfunks (BR) und des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" haben am Donnerstag die Bilanz eines "Experiments" vorgelegt, aus dem hervorgeht, dass es Menschen mit einem ausländischen Namen in Deutschland deutlich schwerer haben, eine Wohnung zu finden.

Besonders hart trifft es demnach Wohnungssuchende mit türkischer oder arabischer Herkunft: In jedem vierten Fall, in dem ein Deutscher eine Einladung zu einer Besichtigung erhalte, würden diese übergangen, schreiben die Autoren der Studie. Für die Untersuchung hatten sie 20.000 Anfragen mit erfundenen deutschen und nicht-deutschen Profilen an private und gewerbliche Anbieter in zehn großen Städten geschickt. Rund 8000 Antworten kamen zurück.

"Zusätzlich zur Nationalität spielt auch das Geschlecht eine wichtige Rolle", erläutern die Verfasser. "Türkische Männer werden stärker diskriminiert als türkische Frauen. Auch bei unseren arabischen Testpersonen stellen wir eine Tendenz zu einer stärkeren Benachteiligung von Männern fest." Unterschiede traten auch zwischen privaten und gewerblichen Anbietern auf. "Wir haben festgestellt, dass Privatpersonen ausländische Bewerber stärker diskriminieren als Makler, Hausverwaltungen oder Wohnungsunternehmen."

Dass stets Menschen mit deutschem Namen der Vorzug bekommen, ließe sich aber so nicht sagen, erklärt Ulrich Ropertz vom Deutschen Mieterbund. "Wer in Frankfurt oder München eine Wohnung finden will, wird ganz schnell das Gefühl bekommen, diskriminiert zu werden." Die Ursachen seien vielschichtiger - und ein wesentlicher Faktor das Einkommen. "Viele Vermieter wollen lieber einen finanzstarken Ausländer als einen finanzschwachen Alleinerziehenden", erläutert Ropertz.

"Aus Sicht der Vermieter ist es das Wichtigste, dass die Miete pünktlich gezahlt wird", sagt Ropertz - und dass es möglichst wenig Probleme mit dem Mieter gibt. "Wenn der potenzielle Mieter dann auch noch sympathisch ist und sich bereit erklärt, kleinere Reparaturen selbst zu übernehmen, hat er gute Chancen."

Andere Faktoren schreckten viele Vermieter eher ab: Wer ein lautes Instrument spielt zum Beispiel, habe oft schlechte Karten. "Vermieter wollen auch keinen krächzenden Papagei", sagt Ropertz - da sei der Ärger mit den Nachbarn programmiert. Klar im Nachteil sind dem Experten zufolge einkommensschwache Menschen, Familien mit vielen Kindern sowie Alleinerziehende. Das bestätigt auch Thomas Schüttken, Geschäftsführer von Böcker-Immobilien in Düsseldorf: "Es wird immer schwieriger, große Familien unterzubringen, das Angebot an großen Wohnungen ist deutlich kleiner", sagt er.

Professionelle und private Vermieter

Manchmal kommt auch der eigene Beruf nicht so gut an, wie man meinen könnte: Lehrer, Anwälte und Journalisten sind laut Ropertz bei vielen Vermietern nicht gern gesehen - vor allem bei den privaten nicht. "Viele denken: Lehrer haben viel Zeit und wissen alles, Journalisten glauben auch, alles zu wissen, und Anwälte haben immer Recht", erläutert Ropertz. Dieses Denken schrecke viele Vermieter ab. "Hier gibt es aber auch große Unterschiede zwischen professionellen und privaten Vermietern", erklärt der Experte.

Diesen Unterschied hebt auch Schüttken hervor: Institutionelle Vermieter wie etwa Baugenossenschaften achteten auch auf die Ausgewogenheit der Mieter, vor allem in größeren Mietshäusern. Private Vermieter hingegen legten mehr Wert auf finanzielle Sicherheit.

Bereits 2012 hatte eine Umfrage von ImmobilienScout24.de nach Merkmalen des perfekten Mieters gesucht. Das Ergebnis: Der Traummieter der meisten Vermieter ist ein sympathisches kinderloses Ehepaar mit einem guten und sicheren Einkommen. Alleinerziehende und Wohngemeinschaften rangierten auf der Beliebtheitsskala ganz unten. Die Umfrage belegte auch eindeutige Präferenzen bezüglich des Berufs: Die beliebteste Berufsgruppe waren Handwerker, gefolgt von Angestellten und Beamten. Politiker und Rechtsanwälte gehörten dagegen nicht zu den favorisierten Mietern. Wichtigstes Auswahlkriterium ist darüber hinaus das regelmäßige und nachweisbare Einkommen der Wohnungsinteressenten. Und auch hier spielte das sympathische Auftreten sowie das Zusammenpassen mit der Hausgemeinschaft eine wichtige Rolle.

Mit Material der dpa.

(oko)
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