Ein Buch macht Schluss mit der Miesmacherei Wo Deutschland spitze ist

Dortmund (RP). Der Dortmunder Statistik-Professor Walter Krämer hat den deutschen Hang zur Miesmacherei satt und 160 teils überraschende Gründe aufgeschrieben, stolz auf unser Land zu sein ­- mit deutscher Gründlichkeit und viel Humor.

160 Bereiche, in denen Deutschland spitze ist
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Foto: RP, Tinter

Eigentlich könnte man zur Abwechslung auf Deutschland auch mal stolz sein. 160 deutsche Errungenschaften von "Aal grün" bis "Wirtschaftswunder" hat Walter Krämer jetzt in einem Buch mit dem Titel "Wir können alles, sogar besser" aufgeschrieben. Das klingt posauniger als es ist, denn die Beispiel-Sammlung des Dortmunder Statistik-Professor zeichnet ein Sittengemälde unseres Landes, das viele Deutsche verblüffen dürfte. Dazu hat Krämer auch viele "Außenansichten" Deutschlands gesammelt.

So weist die US-Botschaft in Berlin frisch eintreffende amerikanische Diplomaten unter anderem auf zwei deutschen Eigenarten hin: Pünktlichkeit und Mülltrennung. Das deutsche Mülltrennungs- und Recycling-System sei "sehr beeindruckend", und es zu ignorieren ein sehr sicherer Weg, seine deutschen Nachbarn zu verärgern. Werde man von ihnen für 20 Uhr zum Essen eingeladen, so bedeute das für gewöhnlich, dass man irgendwann zwischen 19.59 und 20 Uhr zu erscheinen habe.

Auf Krämers Liste dürfen natürlich auch die unvermeidlichen Gartenzwerge, Schützenfeste, Dirndln und Lederhosen nicht fehlen. Weniger bekannt dürfte den Deutschen sein, dass ihre Heimat zum Beispiel als Vaterland des Fernsehturms gilt. Der weltweit erste wurde in Stuttgart gebaut und 1956 eingeweiht. Dass "Derrick" zu den international erfolgreichsten Krimi-Serien gehört, ist bekannt, weniger dagegen, dass auch die "Sendung mit der Maus" inzwischen in mehr als 100 Ländern der Erde läuft.

Typisch deutsch

Unter sehr deutschen Errungenschaften notiert Krämer auch Sitten wie das Kaffeekränzchen, die Vorliebe für Brettspiele oder die Kehrwoche ­ und die gemischte Sauna. Krämer: "Vor allem Engländer und Amerikaner können die Sitte, in der Sauna die Badehose auszuziehen, nicht verstehen. Und dann auch noch Männer und Frauen zusammen."

Zu den am meisten unterschätzten teutonischen Tugenden gehört laut Krämer unser Kampfgeist, und zwar im sportlichen Sinne. Ganz deutscher Professor, hat der Statistiker ernsthaft alle Fußball-Länderspiele der deutschen Nationalmannschaft seit 1908 ausgewertet. Bis zur Niederschrift des Buches im Sommer zählte Krämer 793 Partien: 459 gewonnen, 178 verloren und 156 unentschieden. Das könne sich sehen lassen, das eigentlich Ungewöhnliche aber sei etwas anderes: "Bei 315 der bislang 793 Länderspiele lag die deutsche Mannschaft irgendwann im Spiel zurück. Und von den Spielen, in denen sie im Rückstand lag, hat sie noch 90 gewonnen. Das ist vermutlich Weltrekord."

Das Land geeint durch den ADAC

Dass zarte Seelen schon den vollmundigen Buch-Titel für unziemlich halten könnten, ficht den Dortmunder Statistik-Professor wenig an: "Anwälte für die Gegenseite gibt es schließlich mehr als genug, und deshalb ist es höchste Zeit, einmal deutlich darauf hinzuweisen, dass wir in Deutschland eines der am besten funktionierenden, friedlichsten und umweltfreundlichsten Gemeinwesen geschaffen haben, das die Welt je gesehen hat."

Er teile auch nicht die Meinung "mancher Gerechter", dass man nur auf etwas stolz sein könne, was man selbst geleistet habe: "Diese Haltung ist genauso ehrenwert wie dumm; sie verkennt vollkommen, was dieses Stolz-Sein heißt: etwa sich einfach nur darüber freuen, einer erfolgreichen Gemeinschaft anzugehören, so wie einem Fußballklub, der gerade Deutscher Meister geworden ist."

Dabei ist es gar nicht Fußball, der die meisten Deutschen eint, sondern der Allgemeine Deutsche Automobil-Club, kurz ADAC: Mit 16 Millionen Mitgliedern hat er mehr Anhänger als der Deutsche Gewerkschafts- und der Deutsche Fußballbund zusammen. Nach der katholischen und der evangelischen Kirche ist er die drittgrößte Organisation in Deutschland überhaupt.

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