Tausende Teilnehmer Ausschreitungen und brennende Barrikaden bei „Wir sind alle LinX“-Demo in Leipzig

Leipzig · Mehrere Tausend Menschen haben sich am Samstag in Leipzig an einer Demonstration unter dem Motto „Wir sind alle LinX“ beteiligt. Die Demo blieb nicht – wie zu Beginn – friedlich. Schon während des Aufzugs flogen Steine.

 Ein Wasserwerfer und ein Räumpanzer auf der Wolfgang-Heinze-Straße in Leipzig.

Ein Wasserwerfer und ein Räumpanzer auf der Wolfgang-Heinze-Straße in Leipzig.

Foto: dpa/Jan Woitas

Im Zuge einer Demonstration unter dem Motto „Wir sind alle LinX“ ist es am Samstag in Leipzig zu Ausschreitungen gekommen. Während des Aufzugs von der Innenstadt in den Leipziger Süden wurden immer wieder Gebäude mit Steinen beworfen. Nach seinem offiziellen Ende entzündeten Vermummte im Stadtteil Connewitz Barrikaden. Die Polizei fuhr Wasserwerfer auf, die wiederum mit Steinen beworfen wurden. Für die Demonstration war bundesweit mobilisiert worden.

Laut Polizei beteiligten sich in der Spitze bis zu 3500 Menschen an der Demonstration, die Organisatoren sprachen von 6000. Sie wurde von einem Kampagnenbündnis organisiert. Anlass war der Prozess gegen die Leipziger Studentin Lina E. und drei Mitangeklagte aus Leipzig und Berlin wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung und Attacken auf mutmaßliche Rechte. Es wurde unter anderem die sofortige Freilassung der Frau gefordert.

 Für die Demo hat das Kampagnenbündnis «Wir sind alle Linx» bundesweit mobilisiert.

Für die Demo hat das Kampagnenbündnis «Wir sind alle Linx» bundesweit mobilisiert.

Foto: dpa/Jan Woitas

Die Demonstration begann zunächst friedlich, auch wenn immer wieder Böller und Bengalos gezündet wurden. Als der Zug die Polizeidirektion Leipzig passierte, wurden Flaschen, Feuerwerkskörper und laut Polizei teilweise mit Farbe gefüllte Gegenstände gegen das Gebäude geworfen. Entlang der Demo-Route sammelten einzelne schwarz Vermummte immer wieder Pflastersteine auf und schleuderten sie gegen die Scheiben mehrerer Bankgebäude; auch ein Haus mit Studentenappartements war Ziel.

Am späten Nachmittag wurde die Demonstration am Connewitzer Kreuz offiziell beendet. Wie eine Polizeisprecherin sagte, hat die Staatsanwaltschaft Leipzig Ermittlungen wegen Verstößen gegen das Versammlungsgesetz eingeleitet. Ein Vielzahl von Teilnehmern sei vermummt gewesen. Ein schwarzer Block innerhalb der Demonstration trug ein Transparent mit einer Drohung gegen den Chef des Polizeilichen Terrorismus- und Extremismus-Abwehrzentrum (PTAZ). „Bald ist er aus Dein Traum, dann liegst Du im Kofferraum“ war auf dem Stoffbanner hinter dem Namen des PTAZ-Chefs zu lesen.

Am Abend beruhigte sich die Lage in Connewitz allmählich. Ein Polizeihubschrauber kreiste über dem Viertel. Die Polizei war nach eigenen Angaben mit 1000 Kräften im Einsatz Die sächsischen Beamten hatten Unterstützung aus Berlin, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Nach Angaben der Polizeidirektion vom späten Abend wurden sieben Beamte leicht verletzt. Es seien Ermittlungsverfahren unter anderem wegen schweren Landfriedensbruchs, gefährlicher Körperverletzung, Sachbeschädigung, Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten und Verstößen gegen das Versammlungsgesetz eingeleitet worden.

Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) äußerte sich empört über die Ausschreitungen. „Von dieser Demonstration müssen sich Demokraten distanzieren“, erklärte Jung am Sonntag. “Diese Demonstration war nicht friedlich“, erklärte Jung weiter. Erschreckend sei, dass auf einem Hass-Transparent auf die Morde der linksterroristischen Rote Armee Fraktion (RAF) angespielt worden sei.

Der Generalsekretär der sächsischen CDU, Alexander Dierks, bezeichnete die Ereignisse als „inakzeptabel“. Wieder einmal sei Leipzig „in Geiselhaft von Linksextremen genommen“ worden. Grünen-Chef Robert Habeck sagte, so wie Mordaufrufe auf Plakaten von rechts nicht hinnehmbar seien, könne man auch Morddrohungen gegen Polizisten nicht einfach hinnehmen.

Ein Banner mit Morddrohung soll nun Konsequenzen haben. Die Polizei habe Videoaufnahmen gemacht, teilte Landespolizeipräsident Horst Kretzschmar am Sonntag mit. „Wir werden alles dafür tun, durch Auswertung der Videos die Straftäter zu überführen.“ Während der Demo habe die Polizei das Transparent nicht eingezogen, weil eine Eskalation gedroht habe.

Ein schwarzer Block innerhalb der Demonstration hatte ein Transparent mit einer Drohung gegen den Chef des Polizeilichen Terrorismus- und Extremismus-Abwehrzentrums (PTAZ) getragen. „Bald ist er aus Dein Traum, dann liegst Du im Kofferraum“ war auf dem Stoffbanner hinter dem Namen des PTAZ-Chefs zu lesen. Das wurde als Anspielung auf den RAF-Mord an Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer gewertet. Er wurde 1977 erschossen im Kofferraum eines Autos gefunden.

(lha/hebu/dpa/AFP)
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