Zu Tode gequälter Kevin aus Bremen "Wir können das Martyrium erahnen"

Bremen (RPO). In seinem kurzen Leben musste der zweijährige Kevin aus Bremen unsagbares Leid erfahren: Seit seiner Geburt wurde er schwer misshandelt und gequält - obwohl er unter der Vormundschaft des Jugendamts stand. Als die Sozialarbeiter endlich einschritten, war Kevin bereits tot. Ab Mittwoch muss sich der 42-jährige Ziehvater vor Gericht verantworten.

 Das Grab des kleinen Kevin aus Bremen - er starb nach Misshandlungen.

Das Grab des kleinen Kevin aus Bremen - er starb nach Misshandlungen.

Foto: ddp, ddp

Das Schicksal des kleinen Kevin aus Bremen erschütterte ganz Deutschland: Betreuer vom Jugendamt gingen Hinweisen auf Misshandlungen durch den drogensüchtigen Ziehvater Bernd K. nicht nach. Erst Monate nachdem das Kind an den Folgen zahlreicher Knochenbrüche gestorben war, fand man die Leiche im Kühlschrank. Die Strafkammer hat die Mordanklage gegen Bernd K. nicht zugelassen, so dass wegen Totschlags, Körperverletzung und Misshandlung Schutzbefohlener verhandelt wird. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass der Angeklagte trotzdem wegen Mordes verurteilt wird.

Wenn er nicht aussagt oder das Verbrechen wie bisher bestreitet, dürfte es ein Indizienprozess werden. Bernd K. hatte am Tag seiner Verhaftung zunächst einen Unfall angedeutet; seither schweigt er zu den Vorwürfen. Das Gericht hat zunächst 16 Verhandlungstage bis Mitte Januar 2008 angesetzt. Staatsanwaltschaft und Verteidigung haben mehr als 40 Zeugen benannt, außerdem werden viele Sachverständige aussagen.

Mord beweisen

Die Staatsanwaltschaft ist sicher, dass sie einen Mord beweisen kann, wie ihr Sprecher Jörn Hauschild sagte. Dabei geht sie von dem Mordmerkmal der Grausamkeit aus. Denn die zahlreichen Knochenbrüche hätten Kevin große Schmerzen verursacht. Laut Gutachten wurden 24 Brüche an 19 verschiedenen Stellen festgestellt. In Verbindung mit einer Fettembolie in der Lunge führten die Verletzungen zum Tod im April oder Mai. Kevins Lebensweg hatte schon früh unter keinem guten Stern gestanden.

Wenige Tage nach seiner Geburt musste er mit der drogensüchtige Mutter Sandra K. zur Entziehung in eine Spezialklinik. Acht Monate später entdeckte ein Kinderarzt Knochenbrüche und auch Schädelfrakturen, dennoch durfte der kleinen Jungen wieder zu den Eltern.

Todeszeitpunkt nicht mehr zu klären

Seit wann Kevin schon in dem Kühlschrank lag, konnten Pathologen nicht mehr klären. Auf Grund von Zeugenaussagen glaubt die Staatsanwaltschaft, dass er nicht lange nach der letzten Fallkonferenz im Frühjahr starb, weil ihn später niemand mehr mit Gewissheit lebend gesehen hatte.

(ap)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort