"Wings University" Berliner Student gründet Uni für Flüchtlinge

Düsseldorf · "Was machen wir mit Flüchtlingen, außer sie unterzubringen?", fragte kürzlich Franziska Giffey (SPD), Bürgermeisterin von Berlin-Neukölln, in einer Talkshow. Ein Berliner Student hat darauf eine Antwort gefunden. Ausbilden! Der junge Mann ist Gründer der Online-Hochschule "Wings University".

 Einen Hörsaal braucht die Wings-University nicht, denn sämtliche Seminare finden online statt.

Einen Hörsaal braucht die Wings-University nicht, denn sämtliche Seminare finden online statt.

Foto: dpa, jps jhe bwe

Bildung gilt als Schlüssel zum beruflichen Erfolg. Viele Asylsuchende möchten deshalb in ihrem Gastland studieren. Doch dort scheitert dieser Wunsch häufig an verschiedenen Widerständen wie einem ungeklärten Aufenthaltsstatus oder fehlenden Dokumenten.

Den 25-jährigen Markus Kreßler bewog diese Situation zum Handeln: Mit einigen Freunden hat er die Wings-University, eine Online-Hochschule für Flüchtlinge, gegründet. Das Besondere daran ist, dass es keinerlei Hürden gibt: Das Studium ist für Studenten kostenlos, es hat keinerlei Zulassungsbeschränkungen und es ist nahezu überall verfügbar.

Der Gründer Martin Kreßler ist selbst noch Student und studiert an der Freien Universität in Berlin. Seine Motivation zur Gründung der Online-Universität war der Wunsch, den Flüchtlingen eine Möglichkeit zu geben, ihre Zeit sinnvoll zu investieren. Neben Kreßler engagieren sich weitere Studenten sowie einige Professoren in dem Projekt. Zudem laufen aktuell Gespräche mit einigen deutschen Universitäten für eine Zusammenarbeit.

Schon 3000 Anmeldungen

Das Studienangebot soll zunächst Wirtschaftswissenschaften, Informatik und Ingenieurswissenschaften umfassen. Später sollen weitere Fächer folgen. Der Unterricht soll sowohl mit Hilfe von Videos als auch durch Lektüre von Texten stattfinden. Die Unterrichtssprache ist Englisch, aber es sind schon Untertitel für andere Sprachen geplant. Zudem sollen auch Sprachkurse in Englisch und Deutsch angeboten werden. Losgehen soll es spätestens im Frühjahr 2016, doch das Interesse an der Online-Hochschule ist schon jetzt sehr groß. Laut eigenen Angaben der Wings University haben sich schon 3000 Interessierte für die Online-Uni angemeldet.

Wer keinen Internetanschluss hat, kann trotzdem an den Lehrveranstaltungen teilnehmen. Das Lehrmaterial soll auch offline verfügbar sein, sodass zukünftige Studenten nur zum Download der Dokumente einen Internetzugang benötigen. Durch die Kooperation mit einem Technik-Hersteller sollen Laptops kostengünstig angeboten werden, um potentiellen Studenten den Zugang zur Wings University zu erleichtern.

Die Fairness von Prüfungen wird wie bei anderen Fernuniversitäten durch Prüfungszentren bei den Studenten vor Ort sichergestellt. Im Gegensatz zu anderen Universitäten zeichnet die Wings University außerdem ein individuelles Lerntempo aus. Die Studenten können in ihrem Tempo studieren, egal ob sie drei Monate oder drei Jahre für ein Seminar benötigen, was paralleles Arbeiten ermöglicht.

Als Nichtregierungsorganisation (NGO) ist die Wings University auf finanzielle Zuwendungen, beispielsweise von öffentlicher Seite, angewiesen. So will sich Kreßler für Fördergelder von der EU bewerben. Denn auch wenn für ein Studium an der Hochschule keine Studiengebühren verlangt werden, ist das Angebot der Universität mit Kosten verbunden.

Die Initiatoren benötigen beispielsweise Geld für Lizenzen und Server. Aber bis zum Start des Lehrbetriebes ist ja noch ein wenig Zeit.

(RPO)
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