Zwei Menschen mit CO-Vergiftung Wieder Kohlenmonoxid-Unglück in Berlin

Berlin (RPO). Wenige Tage nach einem Gasunglück in Berlin-Köpenick mit sechs Toten hat es erneut einen Unfall durch ausgetretenes Kohlenmonoxid gegeben. Dabei wurden am Samstag zwei Männer in Pankow verletzt. Das Unglück wurde offenbar durch Bauarbeiten ausgelöst. Am Montag war in Köpenick eine sechsköpfige Familie tot aufgefunden worden, die laut Obduktion an Kohlenmonoxid gestorben war.

Die beiden Betroffenen in Pankow hatten am frühen Morgen Polizei und Feuerwehr alarmiert, weil sie plötzlich unter starken Kopfschmerzen und Schwindel litten, wie ein Feuerwehrsprecher auf dapd-Anfrage sagte. Die Männer vermuteten - möglicherweise durch den tragischen Köpenicker Fall sensibilisiert - den Austritt von Gas.

Hohe Kohlenmonoxid-Werte gemessen

Bei den Männern, die selbst die Wohnung verlassen hatten, sei eine hohe Kohlenmonoxid-Konzentration im Blut gemessen worden, sagte der Sprecher. Sie wurden mit Rettungswagen in eine Klinik gebracht, schweben aber nicht in Lebensgefahr. Die Opfer hätten Glück gehabt, sagte der Sprecher. Sie hätten auch sterben können.

Das Haus in der Wisbyerstraße wird nach Angaben der Feuerwehr saniert. Dabei seien in der Wohnung die Abzugsrohre eines sogenannten Gasaußenwandofens entfernt worden, die die Abgase nach draußen ableiteten, sagte der Sprecher. Das Loch sei zudem verputzt worden. Ursprünglich hatte die Feuerwehr von einer Gastherme gesprochen.

Die Männer hätten ahnungslos den Ofen in Betrieb genommen, weil ihnen kalt gewesen sei, sagte der Sprecher weiter. Als plötzlich die Symptome auftraten, hätten sie umgehend und richtig reagiert. Kohlenmonoxid ist besonders gefährlich, weil es geruchlos ist und deshalb häufig zu spät bemerkt wird.

Strafanzeige bei Polizei eingegangen

In der betroffenen Wohnung wurde kein Kohlenmonoxid festgestellt, das allerdings relativ flüchtig ist und schon beim Öffnen eines Fensters oder einer Tür verfliegt, wie der Sprecher weiter sagte. Die Feuerwehr habe anschließend alle 30 Wohnungen des Gebäudes, von denen nur sieben bewohnt seien, kontrolliert.

Dabei sei festgestellt worden, dass mehrfach das Abzugsrohr entfernt worden sei. Inzwischen sei die Gasversorgung im ganzen Haus gesperrt worden, sagte der Sprecher. Bei der Polizei ging unterdessen eine Strafanzeige ein, wie eine Sprecherin sagte. Die Behörde gehe derzeit vom Verdacht der fahrlässige Körperverletzung aus.

Bei dem tragischen Fall in Köpenick, bei dem eine Frau, ihre vier kleinen Kinder und ihr Lebensgefährte starben, waren die Abzugsrohre einer Gastherme mit Stoff und Zeitungen verstopft worden. Die Vormieter der Familie haben das inzwischen eingeräumt. Sie wollten sich vor Jahren auf diese Weise vor Kälte und Zugluft schützen. Gegen sie wird wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung ermittelt.

(DAPD/felt)
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