Entgleist Wie ein Leser das ICE-Chaos in Köln erlebte

Düsseldorf (RPO). Der Schrecken sitzt immer noch tief. Am Mittwoch Nachmittag sprang bei der Ausfahrt aus dem Kölner Hauptbahnhof ein ICE aus den Gleisen. Einer unserer Leser erlebte das Geschehen aus unmittelbarer Nähe. Als Fahrgast im ICE 518 wurde er Zeuge des Chaos auf der Hohenzollernbrücke.

Juli 2008: ICE im Kölner Hauptbahnhof entgleist
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Juli 2008: ICE im Kölner Hauptbahnhof entgleist

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In einem Artikel auf unserem Leserportal OPINIO schildert er unter dem Namen JKDM anschaulich seine Erlebnisse am gestrigen Nachmittag. Nicht als Fahrgast im entgleisten ICE, aber als unmittelbar beteiligter Augenzeuge.

In Mannheim hatte seine Reise angetreten. Eigentlich mit dem Ziel Duisburg. Doch sein Zug kam bei der Ausfahrt aus dem Kölner Hauptbahnhof unvermittelt zum Stehen.

Ein Holpern, ohrenbetäubendes Quietschen, dann der abrupte Stillstand. Der aus den Triebzügen "Wolfsburg" und "St. Ingbert" zusammengesetzte ICE 518 stoppt. Der vordere Teil steht auf den Gleisen der Hohenzollernbrücke, der hintere noch im Bahnhof.

Bei den Bahn-Angestellten im Zug herrscht ein heilloses Durcheinander, erzählt der Augenzeuge. Auch unter den Fahrgästen macht sich Unruhe breit. Schaffner laufen aufgeregt durch die Gänge. Gerüchte machen unter den Reisenden die Runde. Ein Unglück? Ist jemand überfahren worden? Keiner ahnt, was los ist. Auch nicht die Bahn-Angestellten. "Zugführer sofort Kontakt mit Lokführer aufnehmen - Zugführer sofort Kontakt mit Lokführer aufnehmen", schallte es aus der Durchsage.

Die Reisenden bleiben noch lange im Ungewissen. Keiner kann ihnen sagen, was passiert ist. Erst Minuten später erfolgt eine Lautsprecherdurchsage: "Der Zug kann aufgrund eines schwerwiegenden technischen Problems die Fahrt nicht fortsetzen - wir haben eine sogenannte 'Zugtrennung' zwischen den Wagen 24 und 25 - Reisende in dem Bereich werden gebeten, an ihren Plätzen zu bleiben!", beschreibt unser User das Erlebte.

Später bittet die Bahn die Fahrgäste, den Zug zu verlassen. Die Reisenden, deren Waggons auf den Brückengleisen zum Stehen gekommen sind, werden dem Augenzeugenbericht zufolge durch Rettungskräfte aus dem Zug geholt. Unser Leser hat Glück. Er befindet sich im hinteren Teil, kann einfach aussteigen und auf den Bahnsteig. Von Entgleisung sagt niemand etwas.

Mit der Informationspolitik der Bahn ist JKDM alles andere als zufrieden. "250 Reisende haben wohl das Recht zu erfahren, was mit dem Zug geschehen war", bemängelt er. Die Erleichterung aber überwiegt. Er sei nur froh, dass sich die Entgleisung nicht auf offener Strecke zwischen Frankfurt und Köln ereignete, so sein Fazit.

JKDM hat seinen Augenzeugenbericht in unserem Leserportal OPINIO als eigenständigen Artikel veröffentlicht. Den Originalbericht finden Sie >>> hier unter diesem Link. Bei OPINIO schreiben Leser für Leser. Erlebnisse, Meinungen, Erfahrungen — hier schreiben Sie.

Die Ursache der Entgleisung ist immer noch ungeklärt. Eisenbahnbundesamt, die Bundespolizei und Bahntechniker haben einem Bericht des WDR zufolge die Ermittlungen aufgenommen. Gleis und Zug werden überprüft.

Da die Kölner Brücke, auf der das Radkreuz des Zuges aus unbekannter Ursache aus den Schienen gesprungen war, eine der meistbefahrenen Bahnbrücken Europas ist, kam es am Mittwoch im Zugverkehr zu erheblichen Beeinträchtigungen.

Acht Stunden lang war der Verkehr blockiert, bis das Nadelöhr wieder frei war. Gegen Mitternacht hob ein Kran den entgleisten ICE wieder auf die Schienen. Die Panne hatte sich bundesweit mit erheblichen Verspätunge bemerkbar gemacht. Am Donnerstag Morgen lief der Bahnverkehr wieder reibungsfrei an.

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