15 Grad in Deutschland — "Snowpocalypse" in den USA Wetter extrem auf beiden Seiten des Atlantiks

Düsseldorf · In Deutschland fühlt sich der Winter im Januar eher an wie ein Frühling, in den USA leiden die Menschen unter einer Rekordkälte mit Schnee und Eis: Unterschiedlicher könnte das Winterwetter auf beiden Seiten des Atlantiks derzeit nicht sein. Das Extremwetter hängt zusammen.

Eisige Kältewelle hält USA im Griff
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Eisige Kältewelle hält USA im Griff

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Hier sind vielerorts die Wiesen grün, die Vögel zwitschern und temperaturtechnisch fühlt es sich an wie ein früher Frühling. Mehr und mehr bleiben nach Beobachtung von Experten Zugvögel hier, etwa Kraniche und Stare. Solange der Boden nicht gefroren ist und noch Mücken unterwegs sind, finden die Vögel ausreichend Nahrung. Am heutigen Montag und in den kommenden Tagen werden die Temperaturen im Westen und Südwesten Deutschlands auf bis zu 15 Grad steigen — Biergartenwetter Anfang Januar.

Der Gegensatz auf der anderen Seite des Atlantiks: Dort kämpfen die Menschen mit einer Rekordkälte, die das Quecksilber auf Temperaturen von minus 40 Grad Celsius fallen lässt. Schneemassen sorgen für ein Verkehrschaos, mehrere Menschen kamen vor allem aufgrund glatter Straßen ums Leben. Tausende Flüge musste abgesagt werden, der Verkehr steht still.

Temperaturen von minus 54 Grad

Nach Angaben der Wetterdienste könnte die Temperatur am Montag in Minnesota sogar auf minus 54 Grad Celsius sinken. Bis Dienstag könnten insgesamt bis zu 70 Kälterekorde gebrochen werden, berichtete der "Weather Channel" am Sonntag auf seiner Internetseite.

Der Grund: "Ein ausgeprägtes Tiefdruckgebiet über Neufundland und ein Hoch über dem Nordwesten Nordamerikas", erklärt Lars Kirchhübel, Meterologe beim Deutschen Wetterdienst (DWD), auf Anfrage.

Erfrierungen nach fünf Minuten

Die gefühlte Temperatur in den USA liege Kirchhübel zufolge aber noch deutlich tiefer. "Je nachdem wie stark der Wind und wie feucht die Luft ist, sind minus 55 Grad möglich." Und Wetterinstitute warnen: Bei diesen extremen Bedingungen können schon fünf Minuten bei nicht angemessener Kleidung ausreichen, um Erfrierungen am Körper davon zu tragen.

In den USA sind Schneefälle so heftig und die Kälte so extrem wie seit Jahrzehnten nicht. Meteorologen erwarten, dass die Temperaturen vor allem im Mittleren Westen in den kommenden Tagen weiter fallen. Der Nationale Wetterdienst warnte vor den tiefsten Temperaturen seit knapp zwei Jahrzehnten.

Frühlingsgefühle und arktische Kälte

Frühlingsgefühle östlich des Atlantiks — arktische Kälte im Westen. Die extremen Bedingungen hängen zusammen, erklärt DWD-Meteorologe Kirchhübel, der von einer "quasi-stationären Wetterlage auf der Nordhalbkugel" spricht. "Hier bewegt sich derzeit wenig. Zwischen dem Wetter in Westeuropa und Nordamerika entsteht natürlich eine Wechselwirkung und es findet ein Austausch statt" - so wie derzeit.

Und Veränderung ist in den kommenden Tagen vorerst nicht in Sicht. Kirchhübel: "Die Wetterlage bleibt so." Erst bei einigen Modellen, die das Wetter bis zu zehn Tage vorhersagen, komme "Dynamik ins Spiel."

Laut DWD ist es unwahrscheinlich, dass in diesem Jahr die alte Bauernregel greift, wonach der 6. Januar einen Eindruck davon vermittelt, wie das Wetter in den kommenden Wochen wird.

(nbe)
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