Unter sechs Millionen Weniger Straftaten in Deutschland

Frankfurt/Main (RPO). Die Straftaten in Deutschland haben weiter abgenommen und erstmals seit 15 Jahren die Sechs-Millionen-Grenze unterboten. 2007 wurden insgesamt 5,9 Millionen Straftaten erfasst, rund 380.000 weniger als ein Jahr zuvor.

 Waldemir Cierpinski verfolgte die Einbrecher barfuß.

Waldemir Cierpinski verfolgte die Einbrecher barfuß.

Foto: rponline

Das berichtet die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf Angaben des Bundeskriminalamtes (BKA). Die Zahl die Straftaten hatte demnach 1993 mit 6,75 Millionen ihren Höchststand erreicht und war seither nicht mehr unter sechs Millionen gesunken. Die genauen Zahlen der Kriminalstatistik will Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) kommende Woche vorlegen.

Das BKA und das Bundesinnenministerium wollten sich zu den Zahlen nicht äußern. Der Kriminologe Arthur Kreuzer von der Universität Gießen bestätigte jedoch einen allgemeinen Rückgang der Straftaten seit Anfang der 90er Jahre. "Es gibt Indikatoren dafür, dass es einen Verbrechensschub in der Zeit nach der deutschen Wiedervereinigung gab und seitdem einen Rückgang", sagte Kreuzer. Grund für die vorübergehende Zunahme seien vermutlich die internationalen Migrationsbewegungen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion gewesen.

Zugleich warnte Kreuzer jedoch davor, die Polizeiliche Kriminalitätsstatistik (PKS) als Beleg für die tatsächliche Zahl von Verbrechen zu sehen. "Die Polizeistatistik ist eine Wahrnehmungsstatistik, eine Statistik über die Aktivität der Polizei und über die Sensitivität der Bevölkerung", erklärte der Experte. Hinter den nun veröffentlichten Zahlen könne zwar tatsächlich eine sinkende Kriminalität stehen, aber auch ein nachlassendes Anzeigeverhalten.

So sei zwar die Zahl der schweren Sexualverbrechen, Tötungsdelikte und Diebstähle in den vergangenen Jahren laut Statistik rückgängig, die Körperverletzungen in der PKS nähmen jedoch zu. Grund sei vermutlich, dass etwa häusliche Gewalt heute öfter angezeigt werde als früher, weil möglicherweise das Vertrauen in die Polizei gestiegen sei, erklärte Kreuzer. Auch die Ermittlungstaktik der Beamten könne die Statistik verzerren: Wenn etwa bei Drogendelikten eher Hintermänner ermittelt statt kleine Dealer verhaftet würden, sinke die Zahl der registrierten Verbrechen - obwohl die Bedeutung der verbleibenden Verfahren größer sei.

"Zumindest in Teilen der Kriminalität haben wir jedoch über einen längeren Zeitraum einen zurückgehenden Trend. Das kann uns beruhigen", sagte Kreuzer.

(ap)
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