Wegen Corona-Zwangsschließung Tierpark erarbeitet Pläne für Notschlachtungen

Neumünster · Wegen der Corona-Zwangsschließung fehlen Einnahmen. Ein Tierpark in Schleswig-Holstein hat nun Notpläne für das Schlachten seiner Tiere erarbeitet. In Zoos in NRW ist das keine Option.

 Eisbär Vitus, Deutschlands größter Eisbär und Vater vom Berlins Eisbären Knut, lebt im Tierpark Neumünster. Seit Mitte März ist der Tierpark mangels Besuchern auf Spenden angewiesen.

Eisbär Vitus, Deutschlands größter Eisbär und Vater vom Berlins Eisbären Knut, lebt im Tierpark Neumünster. Seit Mitte März ist der Tierpark mangels Besuchern auf Spenden angewiesen.

Foto: dpa/Carsten Rehder

Dort stehe auch, wer im Fall des Falles zuletzt auf die Schlachtbank komme: Der 3,60 Meter große Eisbär „Vitus“, sagte Zoodirektorin Verena Caspari. Zuvor hatte die „Welt“ (online) über Pläne des Zoos berichtet.

Hintergrund ist, dass der Tierpark zurzeit keine Einnahmen durch Besucher hat und ausschließlich durch Spenden am Leben erhalten wird. „Wir sind ein Verein“, erklärte Caspari. „Wir bekommen keine städtischen Gelder, und alles, was wir bis dato an Landesgeldern beantragt haben, ist noch nicht eingetroffen.“

Noch reiche das Geld. „Doch wenn - und das ist wirklich der aller worst, worst case - wenn ich kein Geld mehr habe, Futter zu kaufen, oder wenn es passieren sollte, dass mein Futterlieferant aufgrund neuer Restriktionen nicht mehr liefern kann, dann würde ich Tiere schlachten, um andere Tiere zu füttern.“ Das wäre dann aber der allerletzte Schritt.

Im Zoo Dortmund, der zu den städtischen Sport- und Freizeitbetrieben gehört, werden keine Tiere geschlachtet, weil in der Krise das Futter knapp wird oder weil ihre Haltung zu teuer wird. „Natürlich gibt es Einnahmeverluste - und die werden den städtischen Haushalt belasten“, sagt Stadt-Sprecherin Katrin Pinetzki. Wer den Zoo unterstützen möchte, könne dem Förderverein beitreten oder die Patenschaft für ein Tier übernehmen. „Das Geld für die Patenschaft wird 1:1 in Tierfutter investiert“, sagt sie.

Aus dem Kölner Zoo heißt es: „Die Besucher können unbesorgt sein, so etwas planen wir nicht.“ Man habe in Köln die Hoffnung, bald wieder öffnen zu können. „Zerstreuung, Erholung, Ablenkung an der frischen Luft werden aktuell immer mehr gebraucht“, sagt Sprecher Christoph Schütt. Und weil der Zoo weitläufig wie eine Parkanlage sei und man Zutrittszahlen begrenzen könne, hoffe er, dass Zoos zu den ersten Institutionen gehören werden, die in der Corona-Krise wieder öffnen dürfen.

Auch im Krefelder Zoo hoffen die Mitarbeiter, den Zoo bald wieder öffnen zu können: „Tiere zu töten, ist bei uns in der aktuellen Situation überhaupt kein Thema“, sagt Pressesprecherin Petra Schwinn. Auch einen derartigen Plan für Notschlachtungen gebe es nicht.

Sebastian Rohling vom Allwetterzoo Münster sagt: „Auch wenn aktuell die Einnahmen wegbrechen, muss sich niemand Sorgen machen, dass es den Tieren schlecht – oder gar an den Kragen geht.“ Die Tierversorgung sei gesichert. „Pläne wie die in Schleswig-Holstein gibt es nicht. Wir haben noch nicht einmal eine Schublade, in der solche Pläne liegen könnten“, sagt Rohling. „Das Wohl unsere Tiere ist das oberste Gebot – und wird es auch in Zukunft bleiben.“

(hsr/ubg/dpa)
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