Start am 1. Oktober in der Region Nordrhein Was sich mit der Gesundheitskarte für uns ändert

Düsseldorf (RP). Ab Oktober werden die gesetzlichen Krankenkassen in Nordrhein mit der Ausgabe der neuen elektronischen Gesundheitskarten an ihre knapp neun Millionen Mitglieder beginnen. Damit ist Nordrhein die erste Region, in der die neue Karte eingeführt wird.

Daten, Kosten, Sicherheit - die Fakten zur Gesundheitskarte
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Foto: AP

Das Unternehmen Gesundheitskarte hat eine lange, zweitweise endlos erscheinende Geschichte. Schon 2006 ging das Projekt in die Startlöcher. Zeitgleich begannen die Probleme. Mehrfach wurde die Einführung seitdem verschoben. Gravierende Pannen bei Tests, zahlreiche datenschutzrechtliche Bedenken.

Jetzt, am 1. Oktober, macht der Bereich Nordrhein tatsächlich den Anfang. Wenn Leonhard Hansen, Vorsitzender des Vorstandes der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, Zweifler von der neuen Gesundheitskarte überzeugen will, erzählt er dies: Testpersonen hätten gesagt, dass sie sich bei der Benutzung sicherer fühlen als mit der Bankkarte.

Bei vielen sind trotz solcher Beschwichtigungen Bedenken geblieben. Viele Ärzte sind gegen die Einführung der Karte. Manche raten ihren Patienten davon ausdrücklich ab. Sie fürchten, die Daten könnten nicht ausreichend geschützt sein. Zudem fürchten sie den Aufwand, den die neuen Computersysteme mit sich bringen. Probeläufe haben gezeigt, dass die Einführung der neuen Technik den Praxisbetrieb quasi lahmlegen kann.

In der Ärzteschaft kam es erst vor wenigen Wochen zu einem mittleren Eklat, weil zwei Ärzte-Organisationen im "Rheinischen Ärzteblatt" Anzeigen gegen die Einführung der Gesundheitskarte schalten wollten (unsere Redaktion berichtete). KV-Chef Leonhard Hansen sieht die radikalen Karten-Gegner jedoch in der Minderheit. Der Aktion der Freien Ärzteschaft, sich bei der KV schriftlich gegen die Einführung der Karte zu wenden, hätten von 18.000 Ärzten nur 2000 mitgemacht.

Einige Krankenkassen verschicken bereits Briefe, in denen sie ihre Versicherten bitten, ein Passfoto einzureichen, das auf die neue Karte gedruckt wird. Bislang ist das Foto aber der einzige Unterschied im Vergleich zur bisherigen Krankenkassenkarte.

Auf der Gesundheitskarte werden vorerst nur die Versichertenstammdaten wie Name, Anschrift und Krankenkasse gespeichert. Später aber sollen weitere Daten hinzukommen. Dazu zählt unter anderem das elektronische Rezept, das der Arzt ausstellt, auf die Karte einspeist, die der Patient anschließend in der Apotheke einreichen kann. Das elektronische Rezept kommt verpflichtend. Ob der Versicherte auch Angaben über Notfalldaten und verwendete Medikamenten abspeichern lassen will, kann er selbst entscheiden.

Die neuen Funktionen stehen aber noch nicht zur Verfügung. Weitere Daten, die zum Beispiel für Fachärzte wichtig sind, werden dezentral auf Servern gespeichert. In diesem Fall dient die neue Karte als elektronischer Schlüssel.

Die alten Karten können in der Übergangszeit weiter benutzt werden. Es ist auf jeden Fall sinnvoll, diese eine Weile zu behalten, weil noch nicht alle Praxen mit den neuen Lesegeräten ausgestattet sind.

Wie die Gesundheitskarte funktioniert, welche Daten auf ihr abgespeichert werden, was ihre Einführung kostet, was bei einem Krankenkassenwechsel geschieht — unser Überblick erläutert die wichtigsten Fragen zur Gesundheitskarte.

(RP)
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