Notfallsanitäter im Einsatz Knochenjob Lebensretter

Bremen · Notfallsanitäter sind ständig unterwegs, um anderen zu helfen. Der Alltag ist knallhart. Der Job kann ein gutes Gefühl geben, er fordert aber auch Körper und Psyche.

Sanitäter sind immer im Einsatz. (Archivbild)

Sanitäter sind immer im Einsatz. (Archivbild)

Foto: dpa/Annette Riedl

Notfall am Flughafen: Eine ältere Frau ist im Terminal ausgerutscht und hat sich wahrscheinlich mehrere Knochen gebrochen. Nach dem Anruf eilt Lukas Schad sofort zu seinem Einsatzwagen und fährt los. Der 24-Jährige macht an einem großen Flughafen eine Ausbildung zum Notfallsanitäter.

Schad ist bei Notfällen oft als Erster zur Stelle: Er versorgt die Patienten vor Ort und entscheidet, ob ein Arzt hinzugezogen werden muss. In ernsten Fällen leitet er lebensrettende Maßnahmen ein, bis ein Arzt eintrifft und übernimmt. Muss ein Verletzter ins Krankenhaus, betreut Schad ihn während der Fahrt – und überwacht die lebenserhaltenden Körperfunktionen. Schad gefällt, anderen zu helfen. „Das gibt einem am Ende des Tages das angenehme Gefühl, etwas Gutes getan zu haben.“

Notfallsanitäter erleben aber auch jeden Tag Schmerzen, Leid und Trauer. „Um das aushalten zu können, müssen Bewerber psychisch stabil sein und eine gefestigte Persönlichkeit haben“, erklärt Kersten Enke. Der Diplom-Gesundheitslehrer ist der Leiter des Bildungsinstituts Niedersachsen/Bremen der Johanniter-Akademie.

 Mit Medikamenten und Verbandszeug muss sich der angehende Notfallsanitäter Lukas Schad bestens auskennen.

Mit Medikamenten und Verbandszeug muss sich der angehende Notfallsanitäter Lukas Schad bestens auskennen.

Foto: dpa-tmn/Frank Rumpenhorst

Neben der psychischen Belastbarkeit braucht es körperliche Fitness. „Der Job ist mitunter knochenhart“, betont Marco König, Vorsitzender des Deutschen Berufsverbands Rettungsdienst (DBRD). Einen 90 Kilogramm schweren Verletzten hebt man nicht so ohne Weiteres. Und wer mitsamt seiner Ausrüstung in den dritten Stock zu einem Patienten rennen muss, braucht dafür die notwendige Kondition.

Gefragt sind außerdem ausgeprägte kommunikative Fähigkeiten. „Man muss auf den Hilfebedürftigen eingehen, ihm je nach Situation Mut und Trost zusprechen“, sagt Schad. Auch die Angehörigen brauchen mitunter Zuspruch. Und auch an einem selbst gehen nicht alle Einsätze spurlos vorbei. Manche Geschehnisse belasten, zum Beispiel, wenn ein kleines Kind einen Notfall hatte, erzählt Schad. Es hilft ihm, solche Momente im Team zu besprechen, um sie zu verarbeiten.

Notfallsanitäter arbeiten auf Rettungsfahrzeugen, bei Hilfsorganisationen oder in größeren Betrieben. Die duale Ausbildung dauert drei Jahre. Von Bewerbern wird mindestens die Mittlere Reife erwartet, alternativ ein Hauptschulabschluss verbunden mit einer zweijährigen Berufsausbildung. Arbeitgeber sehen es gerne, wenn ihre künftigen Auszubildenden gute Noten in naturwissenschaftlichen Fächern haben. Wer sich zum Beispiel in Chemie auskennt, kann die Wirkungsweise von Medikamenten gut nachvollziehen.

Medikamente richtig zu handhaben, lernen angehende Notfallsanitäter auch in Krankenhäusern. Dort absolvieren sie im Rahmen der Ausbildung Praktika. Sie sind in den Kliniken als Pfleger unterwegs und arbeiten zum Beispiel in der Notaufnahme, Anästhesie und Intensivmedizin.

Sie lernen in ihrer Ausbildung auch, wie sie einem Notarzt assistieren und wie ein Patient für einen Transport ins Krankenhaus vorbereitet wird. Psychische Betreuung und Beratung von Patienten und Angehörigen gehört zum Lernstoff. Nach jedem Einsatz müssen Notfallsanitäter ein Protokoll erstellen – das gibt Anhaltspunkte für die weitere Behandlung. Außerdem steht nach jedem Einsatz die Desinfizierung der Geräte an. „Dabei müssen auch die Vorräte an Verbandsmaterial und Medikamenten überprüft werden“, erzählt Schad.

Die Ausbildungsvergütung beträgt nach DBRD-Angaben im Schnitt zwischen 950 und 1100 Euro brutto im Monat. Die genaue Höhe hängt vom Ausbildungsjahr und vom Arbeitgeber ab. Das Einstiegsgehalt von Notfallsanitätern liegt laut DBRD durchschnittlich bei 2800 Euro pro Monat. Hinzu kommen Wochenend- oder Nachtdienst-Zuschläge.

Nach der Ausbildung kann man sich zum Praxisanleiter für Notfallsanitäter weiterbilden lassen oder ein Studium anschließen, zum Beispiel in den Fächern Sanitäts- und Rettungsmedizin oder Rettungsmanagement. Lukas Schad macht sich um seine Weiterbildung noch keine Gedanken. Erst einmal möchte er seine Abschlussprüfung hinter sich bringen. Und danach Berufserfahrung sammeln. „Das Spannende ist, dass man morgens zur Arbeit fährt und gar nicht weiß, welche brisanten Situationen einen erwarten“, meint Schad.

(mja/dpa)
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