Gesetz gilt seit heute bundesweit Was das Rauchverbot wirklich bewirkt

Düsseldorf (RPO). Auch in NRW und Thüringen gilt seit heute das Rauchverbot. Nichtraucherschutz wird groß geschrieben, die Zeit der rauchfreien Kneipe ist gekommen. Doch an an der Sinnhaftigkeit des Rauchverbots mehren sich die Zweifel. Einige Bundesländer sind in ihren Regelungen bereits zurückgerudert. Das Verbot erwies sich als Jobkiller und praxisfern.

Rauchverbot: Bußgelder und Ausnahmen in den Bundesländern
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Foto: ddp

Gesetzeslage In Nordrhein-Westfalen sind wie in allen Bundesländern außer Bayern abgetrennte Raucherräume möglich. Die Bußgelder für Wirte und Gäste liegen zwischen fünf und 1.000 Euro. In Festzelten und geschlossenen Gesellschaften darf weiter geraucht werden, auch Raucherclubs sind möglich.
Raucher suchen sich Nischen Auch in NRW haben sich Raucher bereits Rückzugsräume erobert. Wie auch Raucher in Bayern machen sie Kneipen zu exklusiven Raucher-Clubs. Eine formale Sache mit großen Auswirkungen in der Praxis.

Praxisfern Die Wirtin Jutta Schneider hat dem Rauchverbot den Kampf angesagt und aus ihrer Kneipe in Witten einen Verein für Rauch- und Spielkultur gemacht. "Wenn ich in meiner Kneipe das Rauchen verbieten würde, hätte ich hier auch gleich einen Gemüseladen aufmachen können", sagt sie. Die Menschen hier seien ein Biertrinkervolk, und dazu gehöre für viele eben auch die Zigarette. Für sie ist das Gesetz zum Rauchverbot ein Eingriff in die Privatsphäre.

98 Prozent Raucher Nebenan, in der Eckkneipe "D-Zug", schüttelt Inhaberin Elisabeth Neumann nur verständnislos den Kopf über das Nichtraucherschutzgesetz. In ihrer Kneipe gibt es inzwischen zwar ganz hinten einen abgetrennten Raucherraum. Für sinnvoll hält sie diese Regelung aber nicht. 98 Prozent ihrer Gäste seien Raucher. Was die Zukunft nach dem 1. Juli für ihre Kneipe bringt, weiß sie nicht. "Wir müssen ohne das Gesetz schon ums Überleben kämpfen."

Kneipensterben Elisabeth Neumann ist kein Einzelfall. Zahlreiche Wirte fürchten massive Umsatzeinbußen. Wohl zu Recht: Laut Statistischem Bundesamt gingen im vierten Quartal 2007 die Umsätze der Gaststätten in Bundesländern mit Rauchverbot um 14,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück.

Nachbesserungen II Auch in der Politik haben manche Regierende bereits bestehende Regelungen aufgeweicht. Die CSU lockerte das stolz verkündete schärfste Nichtrauchergesetz der Republik umgehend, als die Volksseele hochkochte.

Langzeitstudie Aus gesundheitspolitischer Sicht gibt es zum Nichtrauchergesetz keine Alternative. Ein Blick über den Kanal spricht Bände: Seit Inkrafttreten des Rauchverbots an öffentlichen Orten in England vor einem Jahr haben einer Studie zufolge mehr als 400.000 Menschen das Qualmen aufgegeben.

Entweder oder Aus der britischen Bilanz lassen sich deutliche Lehren ziehen. Das Nichtraucherschutzgesetz wird der Gesundheit von Millionen Menschen dienlich sein. Zahlreiche Kneipiers jedoch müssen zwangsläufig mit dem Aus rechnen. Für einen Kompromiss taugt das Thema nicht.

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