Polizeigewerkschaft Warnung vor der Horror-Droge "Krok"

Berlin (RPO). Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, hat nachdrücklich vor der Droge "Krokodil" gewarnt. "Die Folgen dieser Droge sind dermaßen schrecklich, dass davor vor allem diejenigen, die bereits drogenabhängig sind, gewarnt werden müssen".

Fakten aus dem deutschen Drogen- und Suchtbericht 2011
Infos

Fakten aus dem deutschen Drogen- und Suchtbericht 2011

Infos
Foto: ddp

Das sagte Wendt der Nachrichtenagentur dapd. Es sei nun wichtig, die Ermittlungen zu intensivieren, denn derzeit sei über die Vertriebswege und wie die Droge nach Deutschland gekommen sei, noch sehr wenig bekannt.

"Krok" ist eine bislang vor allem in Russland verwendete Droge, die zu gefährlichen Haut- und Gewebeschäden führen kann. Vier Drogenkonsumenten hatten sich am vergangenen Wochenende in Bochum mit Symptomen gemeldet, die auf einen "Krok"-Konsum schließen ließen.

Lebenserwartung sinkt auf ein bis drei Jahre

Den Namen "Krokodil" hat sie erhalten, weil sich die Haut schon kurz nach dem Injizieren grün-bläulich verfärbt. Zudem wird sie rau und schuppig. Grund: Arterien platzen. Das Gift greift Gewebe und Knochen an, die Haut um die Einstichstelle stirbt ab. Typischerweise bilden sich auf dem ganzen Körper schorfige und wunde Stellen. Es drohen Leberversagen, innere Blutungen, Amputationen.

Wie russische Medien berichteten, sinkt die Lebenserwartung von Abhängigen drastisch. Ein bis drei Jahre, mehr geben ihnen die Ärzte nicht. Möglicherweise sind die Folgen schon beim ersten Konsum tödlich.

Im Herkunftsland Russland sind vor allem die Armen "Krokodil" verfallen. Dort hat es die Funktion einer Heroin-Ersatzdroge. Die Süchtigen stellen sie selbst her. Wichtige Zutaten bekommen sie rezeptfrei in der Apotheke: den Hustenstiller Codein vermischen sie mit Farbverdünnern, Benzin, Phosphor und Schwermetallen.

Daraus entsteht eine braune Brühe mit dem Opiat Desomorphin. Die jagen sie sich in die Blutbahn. Der Kick dauert nur ein bis zwei Stunden an. Aber er ist billig.

Rezepte frei verfügbar

Die Abhängigkeit setzt meist sofort nach dem ersten Schuss ein. Gleich nach dem ersten Schuss leidet der Körper immens. Betroffen sind insbesondere Immunsystem, Leber und Blutgefäße. Die Geschwüre, die auftreten, verheilen nicht, sondern wuchern weiter. Der Mensch verfault buchstäblich bei lebendigem Leibe.

Russlands Präsident Dmitri Medwedew bezeichnete die "Krokodil"-Sucht kürzlich als schlimmstes Problem der Welt. "Die Desomophin-Sucht ist eine neue Bedrohung", sagte Medwedew. Denn Rezepte zur Herstellung seien im Internet frei zugänglich.

Angst in der Szene

In Deutschland stellt sich die Lage anders dar als In Russland. Wie die Polizei in Bochum berichtete, waren die betroffenen Drogenabhängigen im Glauben, Heroin zu spritzen. Erst nach dem Injizieren bemerkten sie an den grün-blauen Flecken, dass das Rauschgift offenbar mit "Krok" vermischt war. Heinrich Elsner, leitender Arzt der Krisenhilfe Bochum, sagt der dpa, die Patienten hätten "katastrophale Haut- und Weichteilschäden" gezeigt, die sonst bei Heroin kaum aufträten.

Sie sind Opfer skrupelloser Dealer geworden. Entsprechend groß ist die Angst in der Szene. Niemand weiß, ob und wenn ja wo die Droge noch verkauft wird. Inzwischen ermittelt das Landeskriminalamt in der Sache. Bochum ist dabei kein Einzelfall. Auch aus Frankfurt wurden Krok-Fälle gemeldet.

Eine so große Verbreitung wie in Russland ist in Deutschland nicht zu erwarten. Den wichtigen Zusatzstoff Codein bekommt man in der Apotheke nur auf Rezept.

(DAPD)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort