Odenwaldschule Vorerst keine Entschädigung für Missbrauchsopfer

Frankfurt/Main (RPO). Die Odenwaldschule in Hessen wird frühere Missbrauchsopfer einem Medienbericht zufolge zunächst nicht entschädigen. Der Schule fehle dazu das Geld, wie nach Informationen des Radiosenders HR-Info aus einem Schreiben des Vorstands an einen Anwalt der Opfer hervorgeht.

Missbrauch an der Odenwaldschule
7 Bilder

Missbrauch an der Odenwaldschule

7 Bilder

In dem Schreiben des Schulvorstands heißt es, die Schule sei durch den Missbrauchsskandal in eine schwierige betriebswirtschaftliche Situation gekommen und sei im Augenblick überhaupt nicht in der Lage, eine finanzielle Entschädigung zu zahlen.

Man könne es nicht zulassen, dass 140 Arbeitsplätze massiv gefährdet und über 200 Schüler möglicherweise ihre Schule verlieren würden, weil kurzfristige Entschädigungsansprüche erfüllt werden sollten, zitierte der Sender ferner aus dem Schreiben.

Ein Frankfurter Opferanwalt bezeichnete im HR-Info das Vorgehen der Odenwaldschule als zynisch. Er kritisierte, dass die Existenz der Schule dadurch erneut über die der Opfer gestellt werde. Der Anwalt vertritt nach eigenen Angaben zehn frühere Opfer, von denen sieben von der Odenwaldschule eine Entschädigung fordern.

Der Sprecher des neuen Schulvorstands, Johannes von Dohnanyi, wies die Vorwürfe laut HR-Info zurück. Er sagte, die Schule habe es nicht grundsätzlich abgelehnt, Opfer zu entschädigen. Sie habe einen Anerkennungsfonds angekündigt. Allerdings könne man noch nicht sagen, wann dieser bereitstehen, wie hoch er ausfallen und wer ihn finanzieren soll.

In den vergangenen Monaten waren zahlreiche Missbrauchsfälle an der Odenwaldschule bekannt geworden, hauptsächlich aus den 60er bis 90er Jahren. Zuletzt hatten die Juristen der Schule mehr als 70 Opfer gezählt, die sich gemeldet hatten. Beschuldigt wurden mehr als ein Dutzend Erzieher. Unter den beschuldigten Lehrern war auch der damalige Schulleiter Gerold Becker, der Anfang Juli nach langer Krankheit starb. Viele Fälle sind bereits verjährt.

(DDP/seeg)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort