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Bayern Vorbestrafter Priester missbraucht erneut Ministrant

Nürnberg (RPO). Ein Pädophilie-Skandal erschüttert das Bistum Regensburg: Ein bereits wegen sexuellen Missbrauchs vorbestrafter katholischer Priester wurde festgenommen, weil er sich erneut an einem Messdiener vergangen haben soll.

Wie die Nürnberger Justizpressestelle am Freitag mitteilte, soll der 39-Jährige den Jungen in den Jahren 2003 bis 2006 missbraucht haben.

Der Geistliche wurde demnach wegen Fluchtgefahr am Donnerstag festgenommen. Auf die Spur kamen die Ermittler ihm durch einen Hinweis aus der Bevölkerung. Die Deutsche Bischofskonferenz erklärte, mit dem Fall werde sich der Vatikan befassen.

Der Geistliche hatte bereits vor acht Jahren in Niederbayern zwei damals neun und zwölf Jahre alte Jungen missbraucht. Weil er sich anschließend einer Therapie unterzogen hatte, setzte ihn das Bistum Regensburg wieder als Gemeindeseelsorger ein. Die Vorgeschichte des Mannes war allerdings erst im Juli bekannt geworden.

Das Bistum setzte sich dabei offensiv für den Geistlichen ein und warb um eine neue Chance für diesen. Nach der dennoch einsetzenden Kritik starteten die Messdiener im Ort eine Unterschriftenaktion zugunsten des Geistlichen.

Nach dem Bekanntwerden des Falls suspendierte das von Bischof Gerhard Ludwig Müller geleitete Bistum noch am Freitag den Geistlichen. "Wir sind schockiert. Trotz gegenteiliger, früherer Erklärungen scheint etwas vorgefallen zu sein, das jetzt zur Verhaftung geführt hat", erklärte die Bistumspressestelle. Den "möglichen Betroffenen" gelte das tiefste Bedauern. "Ihnen werden menschliche, therapeutische und pastorale Hilfen angeboten werden."

Mit dem erneuten Einsetzen des Mannes in der Arbeit mit Messdienern hatte das Bistum allerdings selbst gegen die Leitlinien der Bischofskonferenz verstoßen. In dem Papier heißt es zum Umgang der katholischen Kirche mit vorbestraften Pädophilen: "Nach Verbüßung seiner Strafe werden dem Täter keine Aufgaben mehr übertragen, die ihn in Verbindung mit Kindern und Jugendlichen bringen."

Außerdem heißt es darin, dass die Öffentlichkeit angemessen informiert werde. In Riethofen wusste allerdings nicht mal der Pfarrgemeinderat von der Vorgeschichte. Das Bistum wollte sich zu den Verstößen nicht äußern und erklärte lediglich, "selbstverständlich" werde sich nach den Leitlinien gerichtet.

Wie die Sprecherin der Deutschen Bischofskonferenz, Martina Höhns, sagte, gibt es keine Zuständigkeit der Bischofskonferenz für den Fall. Sie erinnerte daran, dass der verstorbene Papst Johannes Paul II. "null Toleranz" für den Umgang mit pädophilen Priestern vorgegeben habe. Mit dem Regensburger Fall werde sich der Vatikan befassen müssen.

(afp)
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