Ermordete Schwestern in Krailling Von Reue keine Spur

München (RPO). Fast alles spricht dafür, dass der Onkel von Sharon und Chiara der Doppelmörder von Krailling ist: Sein Blut wurde am Tatort gefunden, sein Körper zeigte auch mehr als eine Woche nach der nächtlichen Tat Verletzungen. Die Polizei staunt über die emotionale Kälte des Mannes. Er macht auf die Ermittler einen desinteressierten Eindruck.

2011: Trauergottesdienst für ermordete Schwestern
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Die Motive, warum er mutmaßlich seine acht und elf Jahre alten Nichten niedermetzelte, liegen weiter im Dunkeln. Durch sein Schweigen bleibt weiter offen, was genau in der Nacht zum 24. März geschah.

Nach den Worten des Chefs der Münchner Mordkommission, Markus Kraus, machte der am Freitag Festgenommene einen "distanzierten und desinteressierten" Eindruck, als er bei seiner Vernehmung noch einmal mit der schockierenden Tat konfrontiert wurde. Auch von Reue habe er keine Spur gezeigt. Doch es gibt wenig Anlass zu glauben, dass die Polizei den Falschen gefasst haben könnte. Staatsanwältin Andrea Titz sieht vielmehr allein durch die Spurenlage einen "dringenden Tatverdacht".

Heimtückischer Mord

Der Schwager der 41-jährigen Mutter der Kinder soll die beiden Mädchen heimtückisch getötet haben. Den entscheidenden Hinweis erhielt die nach dem Straßennamen des Tatorts benannte Sonderkommission "Margarete" Freitagmittag aus dem Labor des Landeskriminalamts, wo eine Übereinstimmung zwischen einer freiwillig abgegebenen Speichelprobe des Onkels und Blut vom Tatort nachgewiesen wurde.

Gerade zu der Zeit nahmen Freunde und Verwandte von Sharon und Chiara Abschied von den Mädchen. Ihre Schulkameraden hatten die beiden Särge bunt bemalt, viele herzergreifende Wünsche begleiteten die toten Mädchen auf ihrem letzten Weg. "Mach's gut, du freche Maus" stand auf einem der Särge - offenbar waren die Schülerinnen in dem Ort südlich von München sehr beliebt. Ihr Onkel allerdings war der Trauerfeier fern geblieben.

Angeblich heftiger Streit ums Geld

Treffen die Berichte mehrerer Medien zu, gab es in der Familie einen heftigen Streit ums Geld. Auf der einen Seite standen der Onkel und seine Frau - die Schwester der Mutter von Sharon und Chiara - mit ihren vier Kindern im Alter bis dreizehn Jahre. Sie sollen hoch verschuldet sein, die Frau krebskrank, eins der Kinder ebenfalls schwer krank, berichtete etwa die "Bild"-Zeitung. Auf der anderen Seite stand die getrennt vom Vater der Kinder lebende Mutter von Sharon und Chiara, die mit dem Wirt einer benachbarten Gaststätte ihr neues Glück gefunden hatte. Sie soll sich mit dem Tatverdächtigen ums Familienerbe gestritten haben. Chefermittler Kraus sagte dazu nur, er kenne die Gerüchte.

Wollte der Beschuldigte, der als Briefträger gearbeitet haben soll, also seine Schwägerin strafen, indem er ihr die Kinder nimmt? Der Täter nutzte jedenfalls aus, dass die Mutter wie üblich ihre Wohnung unverschlossen ließ, als sie am Abend vor der Tat in die Wirtschaft ihres Freundes ging. Mit einem Messer und womöglich auch einer Hantelstange soll der Tatverdächtige blindwütig auf die vermutlich schlafenden Kinder eingeschlagen und eingestochen haben.

Große Erleichterung

Ob die zwei Mädchen dabei womöglich wach wurden und dann sich im Todeskampf zu wehren versuchten und dabei den Onkel verletzten, ist noch unklar. Die Polizei gibt nur wenige Details preis, um das Aussageverhalten des Festgenommenen nicht zu beeinflussen. Allerdings kann von Aussageverhalten keine Rede mehr sein: Nach zwei Vernehmungen, bei denen er sich in Widersprüche verstrickte, schweigt er inzwischen.

In Krailling, aber auch bei der Münchner Mordkommission war die Erleichterung über die Festnahme vom Freitag groß. Die Mordermittler arbeiten nun mit Hochdruck daran, dass am Ende nicht alleine eine Blutspur den Onkel überführt. Sie wollen so zwingende Beweise sammeln, dass er verurteilt werden kann - auch, wenn er weiter schweigt.

(AFP/pst)
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