Die Kirchen und ihre Unternehmensbeteiligungen Vom Klosterbier bis zur TV-Firma

Bonn · Der Skandal um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hat auch die Frage nach den Finanzen der deutschen Bistümer aufgeworfen. Schließlich ist die wichtigste Einnahme der katholischen Kirche die Kirchensteuer. Aber auch zahlreiche Unternehmen gehören der Kirche anteilig oder vollständig. Wir haben einige Beispiele zusammengetragen.

So leben die deutschen Bischöfe
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Foto: dpa, Uwe Zucchi

166 Millionen Euro beträgt die finanzielle Ausstattung des Kölner Bistums, 8,2 Millionen Euro sind es in Aachen, 2,2 Millionen Euro in Essen. Nach und nach haben immer mehr Bistümer in Deutschland Zahlen zu ihrem Vermögern veröffentlicht. Ein kleiner Schritt in Richtung Transparenz, den angesichts des Skandals um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst so mancher für nötig hält.

Wie "reich" die Kirche denn nun ist, lässt sich aber nicht mit einer Zahl oder wenigen Kennziffern beantworten, denn da die Kirche kein Konzern ist, gibt es auch keine zentrale Bilanz für die 27 deutschen Bistümer. Der Kirchenkritiker Carsten Ferk hat vor einigen Jahren versucht, eine Gesamtbewertung vorzunehmen und den jährlichen "Umsatz" beider Kirchen auf 125 Milliarden Euro geschätzt.

Schulen und Krankenhäuser

Doch der kommt nicht nur aus der Kirchensteuer, sondern die Kirchen in Deutschland sind auch Unternehmer. Wie die "Wirtschaftswoche" Ende 2011 schrieb, gehören der Institution Kirche rund 50.000 Unternehmen — in Bereichen wie Bildung, Alten- und Krankenpflege, aber auch im Tourismus, dem Finanz- oder Verlagswesen. So befänden sich mehr als 1100 Schulen unter der Trägerschaft der evangelischen Kirche, 900 seien es bei der katholischen Kirche. Auch fast jedes dritte Krankenhaus befinde sich in der Trägerschaft der Kirche.

Angesichts des Engagements der Kirchen im sozialen Bereich mag das nicht weiter verwundern. Es gibt aber auch Unternehmen, die man nicht auf den ersten Blick unter der Obhut der katholischen Kirche vermuten würde. Da ist zum einen der "Weltbild"-Verlag. Die Verlagsgruppe beschäftigt nach eigenen Angaben etwa 6800 Mitarbeiter, davon rund 3500 an ihrem Stammsitz Augsburg. Der Umsatz belief sich nach den letzten veröffentlichten Zahlen auf annähernd 1,6 Milliarden Euro.

Dazu kommt die katholische Beteiligungsfirma "Tellux", eine TV-Produktionsfirma aus München, die Nachrichtenagentur KNA, aber auch eine Beteiligung am "Dom-Radio". Auch die evangelische Kirche ist aktiv im TV-Geschäft. Sie ist der größte Gesellschafter derr Produktionsfirma Eikon. Doch damit ist die Liste der geschäftlichen Aktivitäten der Kirchen hierzulande noch lange nicht zu Ende.

Mineralwasser und Hotels

Auch Lebensmittelhersteller befinden sich unter der Obhut der katholischen Kirche, wie die "Süddeutsche Zeitung" Ende 2011 schrieb. Dazu gehört etwa die Adelholzener GmbH, bekannt durch ihr Mineralwasser. Dahinter stecke die Kongregation der Barmherzigen Schwestern. Den Jahresumsatz bezifferte die Zeitung damals auf 120 Millionen Euro. Mit den Einnahmen würden vor allem soziale Projekte, aber auch Krankenhäuser und Pflegeheime finanziert.

Für soziale Projekt werden auch die Einnahmen aus dem Verkauf des Andechser Klosterbieres verwendet, etwa für die Obdachlosenhilfe, wie die Zeitung weiter schrieb. Die Brauerei gehöre der katholischen Benediktiner-Abtei Sankt Bonifaz in München.

Daneben, so schreibt die "Bild"-Zeitung, seien die Bistümer auch an Weingütern, zehn Banken sowie 70 Hotels und Kolpinghäusern beteiligt. Auch manche Kindergärten laufen bekanntermaßen unter der Trägerschaft der Kirchen.

mit Material der Agentur KNA

(das)
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