2100 „Vogelschläge“ im deutschen Luftraum pro Jahr Milliardenschaden für Airlines durch Zusammenstöße mit Vögeln

Stuttgart · Zusammenstöße von Vögeln mit startenden oder landenden Flugzeugen sind nicht nur sehr heikel, sie kosten die Airlines auch Millionen. Falken, Hunde und Füchse helfen ihnen beim Sparen.

 Eine Krähe sitzt am Ende der Startbahn des Stuttgarter Flughafens auf einer Stange, während ein Flugzeug startet.

Eine Krähe sitzt am Ende der Startbahn des Stuttgarter Flughafens auf einer Stange, während ein Flugzeug startet.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Kollisionen von Flugzeugen mit Vögeln oder Wildtieren kosten nach Berechnungen von Experten allein die deutschen Airlines Jahr für Jahr zwischen 17 und 45 Millionen Euro. Weltweit ist von einem Schaden von alljährlich bis zu 1,7 Milliarden Euro auszugehen, wie Christian Hellberg vom Deutschen Ausschuss zur Verhütung von Vogelschlägen im Luftverkehr (DAVVL) am Mittwoch anlässlich einer Jahrestagung in Stuttgart mitteilte.

Bis zu 2100 sogenannte Vogelschläge werden laut DAVVL allein im deutschen Luftraum pro Jahr registriert. Im vergangenen August stieß zum Beispiel am Stuttgarter Flughafen ein Mäusebussard mit einem Eurowings-Flieger zusammen und verursachte laut DAVVL einen Schaden von sechs Millionen Euro. Weltweit sind laut Hellberg seit 1988 knapp 250 Totalschäden von Flugzeugen nach Kollisionen mit Tieren registriert worden, 262 Menschen kamen zu Tode.

Notlandung auf dem Hudson River ist der berühmteste Fall

Der wohl berühmteste Fall, der wie durch ein Wunder glimpflich verlief: 2009 gerieten in New York Gänse in Triebwerke eines Jets. Der Pilot musste auf dem Hudson River notlanden - alle 155 Menschen an Bord wurden gerettet.

Der DAVVL berät Flughäfen bei der möglichst nachhaltigen Vertreibung von Vögeln. Zur klassischen Schreckschusspistole, mit der Vögel vergrämt werden, sind längt dressierte Greifvögel hinzugekommen, die Krähen oder Graureiher vertreiben, Hunde, die rastende Wasservögel wie Möwen oder Gänse jagen, und auch Drohnen in Form von Greifvögeln.

Ein besonders günstiger Helfer ist der Fuchs, für den Stuttgarts Vogelschlagbeauftragter Hans-Peter Schmid einst künstliche Bauten anlegen ließ, um ihn auf den Flughafen zu locken. Das Problem mit vielen Kiebitzen etwa habe sich damit erledigt.

„Ziel ist es, Flughäfen für Vögel so unattraktiv wie möglich zu machen“

Erstes Ziel des DAVVL ist es laut Hellberg, die Flughäfen für Vögel „so unattraktiv wie möglich zu machen“. Langes Gras etwa könne mäusejagende Greifvögel fern halten. Diese Arten sind an jedem dritten Vogelschlag beteiligt. Mancherorts helfe es auch, Netze über Wasserflächen zu spannen oder beerentragendes Gehölz zu entfernen.

Mit diesen Methoden sei die Kollisionsrate gesenkt worden: Weltweit würden zehn Vogelschläge pro 10.000 Flugbewegungen registriert, im deutschen Luftraum seien es 5,8. „Ein Spitzenwert“, sagte Hellberg.

(togr/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort