Geburtstagsflug in den Tod Vier Menschen sterben bei Flugzeugabsturz in Hamburg

Hamburg (rpo). Bei einem Rundflug über Hamburg ist am Sonntagvormittag ein Wasserflugzeug abgestürzt. Bei dem Unglück sind vier Menschen ums Leben gekommen. Unter den Toten ist auch ein 12-jähriger Junge, der den Rundflug zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte.

 Eine Archivaufnahme des am Sonntag abgestürzten Flugzeugs.

Eine Archivaufnahme des am Sonntag abgestürzten Flugzeugs.

Foto: ddp, ddp

Der Rundflug sollte sein größtes Geschenk zum Geburtstag werden. Ein Hamburger Junge an Bord des Wasserflugzeugs wird an diesem Tag zwölf. Mit dabei ist sein Stiefvater. Die Mutter bleibt mit einem Geschwisterteil auf dem Liegeplatzponton im City Sportboothafen zurück, als die Maschine am Sonntagvormittag gegen 10.00 Uhr bei strahlendem Sonnenschein in den wolkenlosen Himmel über der Hansestadt startet.

Kurz darauf das Unfassbare: Das Flugzeug zerschellt auf dem Hafenbahnhof Hamburg Süd. Während sich der Stiefvater und der Pilot noch aus den Trümmern schleppen können, stirbt der Junge in dem brennenden Wrack. Und mit ihm drei weitere Passagiere.

Vier Tote und zwei Schwerstverletzte - das ist die Schreckensbilanz des Flugzeugabsturzes von Hamburg. Kurz nach dem Abheben von der Norderelbe und einer lang gezogenen Südschleife über dem Freihafen rast der Hochdecker plötzlich dem Boden entgegen.

Nach bislang unbestätigten Informationen soll der Motor ausgesetzt und der Pilot noch eine Notlandung versucht haben. Doch die schwerfällige Maschine prallt zwischen Veddeler Damm und Spreehafen zwischen abgestellte Kesselwagen und Waggons mit Containern und Stückgut.

Gegen 10.30 Uhr geht in der Feuerwehrleitstelle der Notruf ein und löst einen Großeinsatz aus. Etwa 115 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdiensten und Polizei rücken aus. Da die Absturzstelle zwischen den Gleisen liegt, lässt die Feuerwehr die Stromversorgung für den Verschiebebahnhof abschalten.

Den Rettungskräften bietet sich ein Bild des Grauens. Die Trümmer brennen lichterloh, Wrackteile sind zwischen den abgestellten Waggons verteilt, mitten auf den Schienen der Motorblock mit den verbogenen Propellerflügeln.

Unweit des Wracks finden die Helfer den 52-jährigen Piloten und den 38 Jahre alten Stiefvater des Jungen, die sich nach dem Absturz noch aus der Maschine schleppen konnten. Beide kommen mit schwersten Brandverletzungen in die Hamburger Unfallklinik Boberg. Doch auch bei ihnen haben die Retter wenig Hoffnung auf Überleben. Die anderen Insassen sind in der brennenden Maschine umgekommen.

Sofort nach Bekanntwerden des Unglücks eilen psychologische Betreuer des Kriseninterventionsteams zu den wartenden Angehörigen am Startplatz. Nach ersten Erkenntnissen handelte es sich bei den Fluggästen neben dem Kind um Männer aus Hamburg, Niedersachsen und Bremen, alle im Alter zwischen 38 und 53 Jahren.

Die Nachricht vom Absturz erreicht schnell auch die Teilnehmer des traditionellen Hamburger Motorradgottesdienstes, die an diesem Tag mit 38 000 Maschinen am "Michel" zusammengekommen sind. Sie gedenken mit einer Schweigeminute der Unglücksopfer. Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust (CDU), Gast der Andacht, spricht den Angehörigen sein tiefes Mitgefühl aus.

Noch am Nachmittag treffen drei Experten des Luftfahrt-Bundesamtes aus Braunschweig an der Absturzstelle ein und übernehmen die Untersuchungen zu Ursache und Hergang des Unglücks. Auch Hamburgs Innenstaatsrat Christoph Ahlhaus informiert sich vor Ort.

Der Betreiber des Flugzeugs, das seit Jahren zum gewohnten Bild am Hamburger Himmel gehört, ist die Firma Himmelsschreiber Azur GmbH. Der weiß-blaue einmotorige Hochdecker mit seinen markanten Schwimmkörpern bot Interessierten die Gelegenheit, etwa 20-minütige Rundflüge in rund 600 Meter Höhe über der Hansestadt zu unternehmen. Für den zwölfjährigen Hamburger Jungen wird es an seinem Geburtstag gemeinsam mit den anderen Passagieren ein Flug in den Tod.

(afp)
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