TV-Bericht zum Verfassungsschutz Viele Neonazi-V-Leute sind kriminell

Mainz/Köln · Viele V-Leute des Verfassungsschutzes in der Neonazi-Szene sind nach einem ARD-Bericht Kriminelle. Das Magazin "Report Mainz" hat das Wirken von 50 rechtsextremen Verbindungsleuten des Inlandsgeheimdienstes in Bund und Ländern analysiert.

Das Ergebnis: Fast jeder vierte habe während der Informantentätigkeit Straftaten begangen. Dazu zählten unter anderem Nötigung, Körperverletzung, Aufruf zum Mord, Waffenhandel, Bombenbau, Sprengstoff- und Brandanschläge, berichtete die Redaktion vor der Ausstrahlung am Dienstagabend.

Mindestens die Hälfte der 12 kriminellen V-Leute sei vom Verfassungsschutz sogar vor drohender Strafverfolgung gewarnt worden.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz äußerte sich nicht dazu. Die Redaktion habe mit der Kölner Behörde keinen Kontakt aufgenommen; Einzelheiten des Berichts lägen nicht vor, sagte eine Sprecherin auf Anfrage.

Nach "Report"-Angaben wurden gegen einen V-Mann in Thüringen alle 35 anhängigen Ermittlungsverfahren im Laufe mehrerer Jahre eingestellt - seine Anwälte habe der Verfassungsschutz bezahlt. Ein anderer V-Mann in Nordrhein-Westfalen habe mit Geld vom Geheimdienst seine Pistole finanziert.

15 der 50 V-Leute haben den Recherchen zufolge ein fünf- bis sechsstelliges Honorar für ihre teils jahrelange Tätigkeit bekommen. Schon vor Wochen war aus Akten des NSU-Untersuchungsausschusses des Bundestags berichtet worden, der Bundes-Verfassungsschutz habe einem Neonazi ("Corelli") über 18 Jahre rund 180.000 Euro gezahlt.

(dpa/nbe)
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