Holzklotz-Anschlag auf Autobahn Verstärkte Überwachung von Autobahnbrücken

Münster (RP). NRW-Innenminister Ingo Wolf hat wegen der vielen Nachahmungstäter im Fall des Holzklotzwerfers von Oldenburg eine verstärkte Überwachung von Autobahnbrücken angeordnet. Unterdessen stellt sich die Frage, ob Olga K., die von einem Holzklotz tödlich getroffene zweifache Mutter, noch leben könnte, wenn die Windschutzscheibe des 3er BMW mit einer Spezialbeschichtung geschützt gewesen wäre.

Holzklotz tötet Frau - Polizei ermittelt
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"Das ist sehr wahrscheinlich", sagt Ulrich Weynell, Geschäftsführer der Firma Haverkamp in Münster. Das Unternehmen bietet eine Sicherheitsfolie an, die die Scheiben von normalen Fahrzeugen nahezu panzersicher macht. Das Problem: In Deutschland wird die Nachrüstung bislang nur ausnahmsweise durch die Landeskriminalämter für besonders gefährdete Personen erlaubt.

Die Folie "Profilon ER 1" wurde entwickelt, um Autofahrer vor Beschuss und Sprengstoffanschlägen zu schützen. Sie wurde im spanischen Baskenland bei 250 Polizeiautos verbaut. Auch UNO-Fahrzeuge in Kuwait und Doha sowie 500 Fahrzeuge des österreichischen Heeres sind mit der Folie gesichert. Die Nachrüstung eines 5er BMW würde rund 1200 Euro kosten.

In Deutschland scheitert die Zulassung an den hohen Anforderungen des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) in Flensburg. Die Spezialfolie dürfe die klare Sicht unter keinen Umständen beeinträchtigen, sagt KBA-Referent Hartmut Bruder. Das Material müsse bei hoher Luftfeuchtigkeit eine Temperaturschwankung von Plus 75 Grad auf Minus zwanzig Grad in einer Stunde aushalten. Bislang bildeten sich bei den Extremversuchen kleine Kristalle. "Aber solche Klimabedingungen gibt es in unseren Breiten nicht", ärgert sich Geschäftsführer Weynell.

Christian Lindner, Generalsekretär der NRW-FDP, will sich jetzt für eine Vereinfachung der Zulassung einsetzen: "Der Schutz vor Steinewerfern darf kein Privileg für Prominente sein", sagt der Liberale.

Erste Nachahmer erwischt

Im Fall des Holzklotzwerfers von Oldenburg haben die Ermittler die Personalien von 350 Teilnehmern eines Osterfeuers aufgenommen. Zeugen sagten aus, sie hätten vor der Tat Leute auf der Autobahnbrücke gesehen.

Am Mittwochabend hat ein Unbekannter einen Stein von einer Autobahnbrücke auf der A 2 in Richtung Oberhausen geworfen. Der Stein prallte auf die Windschutzscheibe eines 45-jährigen Pkw-Fahrers. Der Mann konnte sein Auto auf dem Standstreifen zum Stehen bringen und blieb unverletzt. Eine sofortige Suche auf der Brücke sowie im weiteren Umfeld nach den Tätern verlief negativ.

Unterdessen hat die Polizei in NRW bereits mehrere Nachahmungstäter gestellt. Am Dienstagabend hatte ein 16-jähriger Dülkener von einer Autobahnbrücke aus einen leeren Karton auf die A 61 fallen lassen. Schon am Montag warfen in Bielefeld-Hillegossen drei Mädchen einen Stein von einer Brücke und beschädigten die Windschutzscheibe eines Autos. Dem Fahrer gelang es, die drei Kinder im Alter von elf und 14 Jahren festzuhalten und der Polizei zu übergeben.

In Kempen bewarfen Jugendliche vorbeifahrende Autos mit Lehmklumpen und trafen die Windschutzscheibe eines Autos. Der Beifahrer verfolgte die Jungen und konnte sie festhalten. In Süchteln bewarfen Unbekannte einen Transporter mit einem hartgekochten Ei. Dabei riss die Windschutzscheibe des Wagens. NRW-Innenminister Ingo Wolf ordnete eine verstärkte Überwachung von Autobahnbrücken an.

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