Uran im Trinkwasser Versorgungsunternehmen warnen vor Panik

Frankfurt/Main (RPO). Der Streit um die übermäßige Belastung des Trinkwassers mit Uran schwelt weiter. Foodwatch beklagte eine unzureichende Informationspolitik der Kommunen. Die Versorger wiederum warnten vor Panik und beschwichtigten: Es handele sich um ein punktuell auftretendes Problem.

Uran im Trinkwasser: Versorgungsunternehmen warnen vor Panik
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"Die Informationshoheit der Beamten zählt mehr als das Informationsrecht der Bürger", wird Thilo Bode, Geschäftsführer der Verbraucherschutzorganisation, in der "Berliner Zeitung" zitiert. "Deshalb fordern wir die Informationspflicht auf der Wasserrechnung, und zwar sobald der Wert über zwei Mikrogramm liegt, also der für Säuglingsnahrung geltenden Obergrenze", sagte er.

Er wies zugleich darauf hin, dass nach gesetzlichen Vorgaben schon heute Verbraucher darüber informiert werden müssten, wenn Gefahren für die Gesundheit bestünden.

Die Versorger warnten unterdessen vor übertriebener Aufregung. "Die Debatte ist nichts Neues", sagte Berthold Niehus, Bereichsleiter bei der Deutschen Vereinigung des Gas- und Wasserfaches (DVGW) in Bonn, der "Frankfurter Rundschau" zufolge. Die Uran-Werte seien bekannt. Zudem gelte für die meisten deutschen Regionen Entwarnung; betroffen seien einzelne "Hotspots".

Die DVWG vertritt dem Bericht zufolge 1.500 der insgesamt 6.400 Wasserversorger bundesweit, darunter die größeren. Viele, besonders in Bayern und Baden-Württemberg, seien aber sehr kleine Unternehmen, sagte Niehus. "Da hat der Bürgermeister sein eigenes Wasserwerk."

Bereits im April habe der Verband seine Wasserwerke angeschrieben und auf Lösungsmöglichkeiten hingewiesen, erklärte er: Oftmals reiche es, die Zulauf-Bereiche von Brunnen abzuschotten. Das Uran trete meist in "Nestern" in der Erde auf. "Wenn ein Brunnen zufällig in ein solches Nest abgeteuft wurde, kann ein nahe gelegener anderer bereits gering belastet sein." Außerdem könne man belastetes Wasser mit weniger belastetem mischen, um niedrige Werte zu bekommen.

Kommunen: "Punktuell auftretendes Problem"

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund warnte hingegen vor überzogenem Aktionismus. Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", die Kommunen nähmen gesundheitliche Risiken durch Uran ernst. Trinkwasser in Deutschland sei das am besten kontrollierte Lebensmittel in Europa.

Hinsichtlich des erhöhten Urangehalts handele es sich aber "nur um ein punktuell auftretendes Problem", betonte Landsberg. Zum einen komme Uran auch in der Natur vor; zum anderen gebe es bislang keinen verbindlichen Grenzwert, sondern lediglich Richtwerte. Die von der Verbraucherorganisation Foodwatch erarbeitete Studie habe in 98 Prozent der Fälle einen Messwert ermittelt, der deutlich unter dem Richtwert des Umweltbundesamtes von 10 Mikrogramm pro Liter liege.

Wenn Bund und Länder verbindliche Grenzwerte vorschreiben wollten, müssten sie zugleich sicherstellen, dass die damit verbundenen Kosten für zusätzliche Uranfilteranlagen auch finanziert werden, forderte Landsberg. Der Gesundheitsschutz sei ein hochrangiges Gut, das natürlich den Staat besonders verpflichte. Gleichzeitig müsse aber auch sichergestellt werden, dass etwaige Grenzwerte auf einer soliden wissenschaftlichen Basis festgelegt werden und ihre Einhaltung praktikabel und finanzierbar bleibe.

(ap)
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