Neue Details zur "Düsseldorfer Terrorzelle" Verräterisches Schreiben an Scheich

Düsseldorf · "Sieg oder Märtyrertum" - dieses Versprechen soll der mutmaßliche Anführer der Düsseldorfer Terrorzelle einem Al-Qaida-Scheich gegeben haben. Ermittler fanden ein verdächtiges Schreiben auf seinem Laptop. Ein BKA-Kommissar gab vor Gericht weitere Details preis.

Der Prozess gegen die Düsseldorfer Terrorzelle
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Ein verräterisches Schreiben auf seinem Laptop könnte dem mutmaßlichen Anführer der Düsseldorfer Al-Qaida-Terrorzelle zum Verhängnis werden. In dem Schreiben an den Al-Kaida-Scheich Ayatallah Al-Libi vom April 2011 habe der Hauptangeklagte Abdeladim El-K. (31) seinen Treueeid bekräftigt und versichert, sich an sein Versprechen zu halten: "Sieg oder Märtyrertum".

Das berichtete ein Kommissar des Bundeskriminalamts am Mittwoch im Zeugenstand des Düsseldorfer Oberlandesgerichts. Der Treueeid gilt als sicheres Indiz für die Mitgliedschaft im Terrornetzwerk - das ist der Hauptvorwurf der Anklage.

Das BKA vermutet, dass El-K. zwischen Januar und Mai 2010 in einem Al-Qaida-Lager in Waziristan ausgebildet wurde und dort auch seinen Treueeid geleistet hat. Er sei über die Türkei und den Iran dorthin gereist. Das ergebe sich aus Reisebewegungen und abgehörten Schilderungen des Angeklagten.

In einer E-Mail an einen bereits verurteilten Terroristen heißt es, El-K. sei "zur Arbeit gereist". Außerdem seien im März 2010 rund 700 Dateien mit Al-Kaida-Anleitungen zum Bombenbau und zur konspirativen Kommunikation auf einen Speicherchip gespielt worden.

Die Verteidiger widersprachen umgehend der Verwertung der Zeugenaussage. Die umfangreiche Beweiserhebung sei damals im Rahmen eines Gefahrenabwehrverfahrens nicht zulässig gewesen.

Der 31-jährige Hauptangeklagte ist der Sohn eines marokkanischen Busfahrers und hatte Mechatronik in Bochum studiert. Zwischenzeitlich hatte er sich seinen Lebensunterhalt etwa als Putzkraft in einer Düsseldorfer Unternehmensberatung verdient. Außerdem erhielt er Geld von einem Schwager.

Bis 2008 habe er durchaus ernsthaft studiert, ab Februar 2009 aber keine Prüfung mehr bestanden, berichtete der BKA-Beamte. Er war wegen der fehlenden Studienleistungen aus dem Studium geworfen worden und hatte damit auch seine Aufenthaltsgenehmigung verloren, soll aber illegal nach Deutschland zurückgekehrt sein.

Die Düsseldorfer Al-Qaida-Zelle soll einen massiven Terroranschlag in Deutschland geplant haben. Das Ziel habe wohl noch nicht festgestanden, vermuten die Ermittler. Neben Namen von Prominenten war in Notizen der Angeklagten auch ein Truppenstandort im bayerischen Grafenwöhr genannt worden. Die vier Angeklagten waren im April 2011 nach monatelanger Observation festgenommen worden.

(lnw)
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